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"Ein schlechter Tag"

■ Nach dem Viertelfinal-Aus von Titelverteidiger Pete Sampras gegen Karol Kucera ist bei den Australian Open die letzte Tennis-Gewißheit hin

Berlin (taz) – Mit Pete Sampras' Tennisspiel haben sich in Melbourne eine ganze Menge Leute nicht beschäftigt. In der Annahme, dazu sei immer noch Zeit, wenn die entscheidende Phase des Turniers sich nähere. Also hat man ein bißchen kolportiert, der Weltranglisten-Erste und Titelverteidiger verbringe seine Zeit hauptsächlich im Casino – und pflege natürlich auch da zu gewinnen. In Wahrheit tat er natürlich das, was er immer tut, wenn er nicht arbeitet. Er hing vor dem Fernseher.

Auf dem Centre Court im Melbourne Park war er jedenfalls tatsächlich nur kurz anzutreffen. Kaum da, war er auch schon wieder weg. In vier Spielen gab er keinen Satz ab. Und nun? Ist er ausgeschieden. Unterlag gestern einfach so dem ungesetzten Weltranglisten-20. Karol Kucera (Slowakei) mit 4:6, 2:6, 7:6 (7:5), 3:6.

Zwar schien es im dritten Satz, als könne er das Geschehen vielleicht noch einmal zu seinen Gunsten ändern, am Ende aber verlor er so, wie er das ganze Match gespielt hatte, durch einen seiner 46 unerzwungenen Fehler. „Es war ein schlechter Tag für mich“, sagte er und ging.

Was bedeutet: Es wird ein Spieler die Australian Open gewinnen, der in seiner Karriere noch keinen Grand-Slam-Titel verbucht hat. Für den „großartigen“ (Sampras) Kucera (23) ist es am Freitag das erste Mal, daß er im Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers steht. Er trifft auf Petr Korda, der sich in fünf Sätzen gegen Jonas Björkman durchgesetzt hatte.

Neun von sechzehn Gesetzten sind in Melbourne in den ersten beiden Runden ausgeschieden, nun sind nur Korda (Nr. 6) und vielleicht Marcelo Rios (Nr. 9) übrig. Beide nicht eben ganz große Namen. Warum das so ist, darüber zerbricht man sich in diesen Tagen den Kopf. Der Dauerstreß, der zu Verletzungen führt, die Hitze, alle Komponenten werden angeführt, die die Unverbrauchten aus den hinteren Reihen bevorzugen.

Auch Sampras (26) selbst sagt, es gäbe „kaum noch einen Unterschied zwischen den Top ten und den anderen“. Bisher gab es aber wenigstens eine Sicherheit: daß er besser war als die Top ten – und alle anderen sowieso.

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