Noch ein Sündenfall

■ MDR mit der doofen „Super-Illu“ (21.15 Uhr)

Heute abend verliert das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Deutschland seine Unschuld. Und zwar auf recht schäbige Weise. Noch bevor der NDR im Ersten gemeinsam mit dem Verlagskonzern Gruner + Jahr „Brigitte-TV“ wagt (ab 28. Februar), tut sich heute abend (sozusagen im „Hinterzimmer“ des MDR-Dritten) zusammen, was für viele hüben wie drüben längst zusammengehört: Ostdeutschlands meistgelesene Zeitschrift mit dem meistgesehenen ARD-Programm.

Eine kleine Schwester von (dem MDR-Produkt) „Brisant“ ist „Super-Illu-TV“ geworden, wie eine Probesendung im Dezember zeigte. Und weil alles so gut zusammenpaßt, stellt der MDR nicht nur Sendezeit und -platz zur Verfügung, wie es die private Konkurrenz mit den TV-Versionen von Focus, Stern, und Spiegel anstellt. Nein, der MDR macht's umgekehrt und borgt sich von der Burda- Tochter MVB den super vielversprechenden Titel. Denn wie sich MDR-Sprecher Jürgen Link und MVB-Verlagschef Jürgen Feldmann in identischen Formulierungen bestätigen, liege nicht nur die redaktionelle Hoheit zu 100 Prozent in den Händen des MDR.

In der Super-Illu liest sich das dann so: „Alle Themen werden zwischen Super-Illu und dem MDR abgesprochen. Dabei bringt Super-Illu ihr journalistisches Know-how ein, was von uns ergänzt und mit der Produktion der Sendung umgesetzt wird“, sagt da MDR-Fernsehchef Henning Röhl. Der, steht da, „freut sich auf „Super-Illu-TV“. Warum, steht da nicht. Vielleicht, weil das Techtelmechtel zwischen Illu und MDR schon etwas länger geht: In MDR- Szenen tauchte letztes Jahr so verdächtig oft die Super-Illu auf, daß man dem Sender verbotene Schleichwerbung vorwarf. So verliert das öffentlich-rechtliche Fernsehen heute (und an jedem letzten Mittwoch im Monat) vielleicht nicht nur seine Unschuld, sondern auch sein Gesicht. csch