Spiegel des menschlichen Lebens

■ 29.-31.1.: Madrigalkomödie mit den Masken der Blaumeier

Harmonische Komödie – „Commedia armonica“– nennt Orazio Vecchi 1594 seine Madrigalkomödie „L'Amfiparnaso“. Der berühmte Komponist aus Modena war überzeugt, daß er ein Werk geschrieben hatte, daß „von anderen, so viel ich weiß, noch nicht gemacht und auch nicht erdacht“worden war.

Heute abend erstehen in Unser Lieben Frauen Kirche Vecchis Personen der Commedia dell'Arte: Pantalon, der Despot, seine Tochter Hortensia, der vetrottelte Doktor Gratian aus Bologna, zwei Liebespaare und der, der alles durcheinander- und wieder zusammenbringt: der Arlecchino.

Die Aufführung dieses vielleicht wichtigsten Werkes unmittelbar vor der Erfindung der Oper ist „ein alter und langer Traum“des musikalischen Leiters Hartmut Emig, den er jetzt mit seinem Vokalensemble „Alla Brema“und dem Blaumeieratelier realisiert. Und mit deren Masken und Menschen, mit den 13 SängerInnen von „Alla Brema“kann es losgehen: ein Erzähler kommentiert die selbst damals gebildeten Italienern unverständlichen, dafür um so komischeren Geschichten, die musikalisch als fünfstimmige Madrigale gesungen werden.

Das damals so provozierend Neue war der Einzug des Dramatischen in die Gattung des in der damaligen Musiktheorie geheiligten Madrigals. Als Claudio Monteverdi in seinen Madrigalen das dramatische Moment 1598 eindeutig über die Gesetze des korrekten musikalischen Satzes stellte, empfand man dies als eine Provokation. Sie ist dem Affront durch die Musik Arnold Schönbergs oder Igor Strawinskis durchaus vergleichbar.

Orazio Vecchi war der erste, der mehrere Madrigale zu einer Madrigalkomödie zusammenstellte. Er wollte allerdings keine szenische Aufführung, damit „die Musik nicht von einem schönen Anblick beeinträchtigt wird“. Wie die szenischen Elemente durch die Musik selbst zu einem Bild werden, das ist bis heute einer der aufregendsten Momente der gesamten Musikgeschichte.

Jedenfalls hoffte Vecchi, daß sein Werk etwas mehr sei als nur Zeitvertreib, nämlich „ein Spiegel des menschlichen Lebens, der nicht minder auf den Nutzen als auf die Ergötzung abzielt“. usl

29.-31.1., 20 Uhr in der Kirche Unser Lieben Frauen.