Sinti fordern Gleichstellung

Bonn (taz) – So wie diese Sintiza mit eintätowierter Auschwitz-Registriernummer haben Tausende Sinti und Roma unter dem Naziregime gelitten. Ihre Vertreter forderten gestern erneut, Holocaust-Überlebende aus ihren Reihen mit jüdischen Opfern gleichzustellen. „Es gibt in Deutschland rund 200 Überlebende, die keine Entschädigungsrente erhalten“, erklärte gestern Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, anläßlich eines Besuches im Kanzleramt. Jüdische Überlebende erhielten eine Beihilfe von rund 500 Mark monatlich. „Es wäre eine Akt der Glaubwürdigkeit, wenn die Bundesregierung hier unbürokratisch Abhilfe schaffen würde“, sagte Rose.

Die Delegation aus Sinti und Roma wurde im Kanzleramt nur von einem Abteilungsleiter empfangen. Kanzleramtsminister Bohl wies in einer Erklärung die Forderungen der Delegation als „unbegründet“ zurück. Unter den 106.000 Menschen, die derzeit eine Opferrente erhalten, seien zahlreiche verfolgte Sinti und Roma. Anhaltspunkte für eine Benachteiligung gegenüber anderen NS-Verfolgten gebe es nicht. Romani Rose widersprach. Zwar hätten die betroffenen Sinti und Roma eine einmalige Entschädigung in Höhe von 5.000 Mark erhalten. Eine Opferrente werde vielen aber nicht gezahlt. Die Vergabekriterien seien für Sinti und Roma strenger als bei anderen Opfergruppen. Romani Rose forderte außerdem, den Sinti und Roma in Osteuropa genau wie den jüdischen Überlebenden monatlich 250 Mark zu zahlen. Dies stieß im Kanzleramt auf Zustimmung. Die Verantwortung dafür schob Minister Bohl allerdings der Jewish Claims Conference (JCC) zu, die den vor wenigen Wochen aufgelegten 200-Millionen-Mark-Fond verwaltet, aus dem Renten gezahlt werden. ari

Foto: Achim Werner