Schwangerenberatung am Ende doch mit Schein?

■ Katholische Bischofskonferenz schließt Festhalten an der bisherigen Regelung nicht aus

Berlin (taz) – Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, schließt nicht aus, daß die katholische Kirche an der Schwangerenberatung in ihrer jetzigen Form festhält. Es sei durchaus möglich, daß die Kirche nach gründlicher Prüfung zu dem Ergebnis gelange, die derzeitige Form der Schwangerschaftskonfliktberatung entspreche am besten dem Auftrag des Papstes, „auf wirksame Weise in der Beratung der hilfesuchenden Frauen präsent“ zu sein, sagte eine Sprecherin des Sekretariats der Bischofskonferenz gegenüber der taz. In einem solchen Fall „müßte man darüber noch mal mit Rom das Gespräch suchen“, so die Sprecherin Heike Thome.

Die Präzisierung der Äußerungen Lehmanns vom Dienstag deutet darauf hin, daß die katholische Kirche in Deutschland zwei zentrale Punkte aus dem umstrittenen Schreiben von Papst Johannes Paul II. zur Abtreibungsfrage als gleichwertig ansieht: einerseits die Bitte, keine Beratungsscheine mehr auszustellen, und andererseits sicherzustellen, daß die katholischen Beratungsstellen weiter effektive Hilfestellung leisten können. Bisher war Lehmanns Erklärung dahingehend interpretiert worden, daß die derzeitige Praxis in jedem Fall beendet wird.

Die Bischofskonferenz wird auf ihrer Vollversammlung in der ersten Märzwoche über die Besetzung der von Lehmann angekündigten Arbeitsgruppe entscheiden, die detaillierte Vorschläge zur Umsetzung des Papstbriefes erarbeiten soll. Bischof Lehmann werde persönlich den Vorsitz übernehmen, hieß es im Sekretariat der Konferenz in Bonn. In Kirchenkreisen wird damit gerechnet, daß dem Gremium circa 20 Mitglieder angehören werden, darunter auch Vertreter des Sozialdienstes katholischer Frauen, der Caritas und der katholischen Laienvertretung, dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Die Arbeitsgruppe, so die Sprecherin der Bischofskonferenz, soll nach Wegen suchen, beiden Bitten des Papstes zu entsprechen. Dies dürfe allerdings nicht auf „reine Tricks“ hinauslaufen, bei denen der Beratungsschein nur gegen ein anderes Papier „umgetauscht“ werde, sagte Heike Thome der taz. An eine Beteiligung von Politikern sei in diesem Stadium nicht gedacht. Erst wenn die Kirche sich auf Vorschläge geeinigt habe, werde es zu einem Gespräch mit Regierung und Opposition kommen. pat