Bildung mit der DKP
: Nur Taschengeld

■ Genossen zur Zukunft der Arbeit

Mittwochabend im Nachbarschaftsheim Helene Kaisen, Gröpelingen. Die DKP Bremen (155 Mitglieder) hat zur Diskussion gerufen. 20 Genossinnen und Genossen zwischen Blumenbildern und Topfpflanzen, einer mit dem für jüngere Linksaktivisten typischen Haarschwänzchen am Hinterkopf. Die anderen eher älter. Special guest ist Manfred Sohn vom Parteivorstand. Der will die Themen in Arbeitsgruppen analysieren lassen. Das Plenum lehnt den Schnickschnack ab, will lieber ein Referat. Die Spendendose für die Fahrtkosten geht rum.

Einmal im Jahr soll an der Basis über politische Ökonomie geredet werden, das hat der Vorstand beschlossen. 35-Stunden-Woche – ja oder nein? Antwort: Ja, aber nur gekoppelt mit politischem Kampf und vollem Lohnausgleich. Tarifforderungen nur ab fünf Prozent, entscheidend seien ohnehin die Lohnstückkosten. Irritation bei der Ortsgruppe: Drücken nicht die ausländischen Arbeiter das Lohnniveau? Müssen wir nicht ans Spekulativkapital in Luxemburg? „Die ökonomischen Verhältnisse sind so verwirrend, daß selbst die Bürgerlichen nicht durchschauen.“

Das vielzitierte Jobwunder USA sei ein Produkt kapitalistischer Ideologie. Die Leute arbeiten zwar, können aber nicht davon leben. Und hier? „Der Staat reagiert mit Zwangsarbeit. Wie in der Nazizeit.“

Fünf Millionen Arbeitslose – wie konnte es so weit kommen? „Der Kapitalismus im Niedergang hat immer sogenannte überflüssige Menschen gebraucht“– „Produziert werden muß ressourcenschonend und arbeitsintensiv“. Sohn: „Aber bloß nicht den Schwachsinn von Grünen, PDS und SPD wiederholen. Von Umverteilung reden, aber im Osten das Unterlaufen des Flächentarifs tolerieren. – Aber wir Betriebsräte haben uns mit der Absegnung der 610-Mark-Jobs mitschuldig gemacht“: Anfangs vornehmlich von Frauen wahrgenommen, die das Taschengeld aufbessern wollten, liefern sie nun für sieben Millionen Menschen nur Taschengeld.

Was ist los mit der Linken? Der Bremer DKP-Mann Burghardt Adam faßt zusammen: „1. Die Unternehmer sind zu dreist. 2. Die Gewerkschaften sind zu schwach. Deswegen müssen wir 3. mehr tun.“DGB stärken also. Die DKP ist ambitioniert. Sohn hat einen Erfolg zu verkünden. Die 2.000 Unterschriften zur Wahlteilnahme in Niedersachsen sind zusammen. Die Theorie: Kohl wird abgelehnt, ist aber nicht das Hauptübel. Das sind die kapitalistischen Verhältnisse. Die Strategie: Strohmann Kohl muß weg, dafür die linke Regierung her. Die kann man – wie in Frankreich – unter Druck setzen. Sollte das mal wieder schief gehen, werden die Werktätigen – wie eh und je – mit einem UZ-Pressefest nicht unter drei Stunden F.J. Degenhardt bestraft. Jürgen Kiontke