Ganzheitliche Telefonie

■ Welche Vorteile bringen dem Verbraucher regionale Telefongesellschaften / Ein Gespräch mit der Brekom

Anfang der Woche saßen sie alle gemeinsam an einem Tisch: Die Telefongesellschaften in und um Bremen: Wird es eine große nordwestdeutsche Telefongesellschaft geben? Eine Entscheidung wurde auf Februar vertagt. Aber seitdem die beiden niedersächsischen Energieversorger ÜNH und EWE vor zwei Wochen ihre Fusion ankündigten, gilt es als unwahrscheinlich, daß ihre Telefontöchter Bremens Stadtnetzbetreiber Brekom und CNB in das regionale Telefonnetz zwischen Hamburg und der Ems mitaufnehmen. Nach erster Mutlosigkeit in den Bremer Telefongesellschaften ist in diesen Tagen offen auch von einer kleinbremischen Lösung die Rede. Ob mit oder ohne Umland-Beteiligung: Eine Bremische Telekom-Konkurrenz, so versichert Norbert Schulz, Geschäftsführer der Brekom, werde man zum Herbst hin gründen: „Es rechnet sich auch alleine“.

Was aber interessiert diese Frage eigentlich den Verbraucher? Warum muß es im Großraum Bremen einen total regionalen Telefonie-Anbieter geben? Ist es nicht viel sinnvoller, lieber gleich in eines der Fernnetze von Cuxhaven bis Honolulu zu schlüpfen? Was also versprechen die sogenannten City Carrier, was die Global Players nicht zu bieten haben?

Infrastruktur und technische Erfahrung vor Ort, sagen dazu Gottfried Zantke und Norbert Schulz vom städtischen Behördennetz Brekom. Der städtische Eigenbetrieb habe in Bremen 1.300 Trassen-Kilometer: „In den Kabeln kann man teilweise auf dreißig Wegen und mehr gleichzeitig telefonieren“. Und schon heute kooperiere man eng mit der „Communications Netmanagement Bremen“(CNB), die Zugang zum Netz der Bremer Stadtwerke hat. „Überall, wo man Kundenkreise bündeln kann, gehen wir auch in die Privathaushalte“, beschreibt Gottfried Zantke Zukunftsaussichten, „denn natürlich wird das Telefonieren billiger, wenn es auf eigenen Leitungen stattfindet.“Das könne zum Beispiel ein Wohnblock der Gewoba sein. Oder eine Straße, in der sich Einfamilien-Häuslebauer gemeinsam für den Telekom-Konkurrenten entscheiden. Das Aufbuddeln der Straße rechnet sich, so die Schätzung, wenn für 5.000 Mark im Monat telefoniert wird. „Die City Carrier sind auf die kleineren und mittleren Unternehmen, aber auch auf die Privatkunden angewiesen“, weiß Norbert Schulz – nur so sei man gegen Arcor oder Otelo überhaupt konkurrenzfähig.

Die Pfunde, mit denen man wuchern möchte, sind dabei vor allem technische Dienstleistungen, die über die Angebote der Telekom hinausgehen: „Ganzheitliche Angebote, wie die Installierung einer betriebs- oder hausinternen Telekommunikations-Anlage zum Beispiel“– damit habe man seit Jahren Erfahrungen gesammelt und sie weitergegeben, erst an die Uni, momentan an die Bremer Krankenhäuser: „Diese Angebote müssen sich nicht nur auf Telefonie beschränken“, so die Vision von Gottfried Zantke, „dazu kann auch gehören, daß Sie als Zeitung ihre Konferenzen vielleicht irgendwann als Videokonferenz abhalten möchten.“

Und die Preise purzeln? „Klar“, sagt Norbert Schulz, ohne einen günstigeren Ortstarif als ihn die Telekom zur Zeit anbietet würde man auf Dauer nicht an den Kunden rankommen. Im Raum Düsseldorf, wo der City Carrier „Isis“schon erfolgreich seine Netze anbiete, könne man heute für sechs Pfennig pro Minute telefonieren. Ziel der Bremer City Carrier in spe, die den 1. Oktober als Stichtag im Auge haben, ist das Komplettangebot: Vom eigenen Anschluß über die technische Beratung bis hin zum preiswerten Ortstarif. ritz