Deeskalation in Huchting

■ Nach dem Straßenbahnunglück vom letzten Mai setzt die BSAG nun auf Jugendarbeit

Eine Sozialarbeiterin? Was soll daran besonders sein? Vielleicht, daß ihr Arbeitgeber die BSAG ist. Denn wieso braucht das Verkehrsunternehmen eine eigene Sozialarbeiterin?

Anlaß für das Modellprojekt, heißt es bei der Pressestelle, sei der Tod von Dennis B. aus Huchting gewesen, der in der Nacht zum 1. Mai 1997 von einem Strassenbahnpuffer eines Wagens der Linie 6 gestürzt war. Daraufhin hatte es Konflikte zwischen BSAG-Mitarbeitern und Jugendlichen gegeben, die den Fahrern vorwarfen, daß sie den Tod von Dennis hätten verhindern können, wenn sie nur etwas unternommen hätten.

„Um die Lage zu entspannen, haben sie mich eingestellt“, erklärt Sozialpädagogin Annette Nowak. Seit September kümmert sie sich nun auf ABM-Basis um Jugendliche in Huchting. Auf Dauer sollen auch die anderen Bremer Stadtteile drankommen. Und Nowak kann berichten, daß das Klima zwischen Jugendlichen und BSAG-Fahrern heute freundlicher ist. „In gemeinsamen Gesprächen sind Vorurteile auf beiden Seiten weitgehend ausgeräumt worden.“

Geschafft hat sie das zusammen mit weiteren Angestellten der BSAG, den Jugendfreizeitheimen, dem Projekt „Grenzgänger“, das sich um „verhaltensauffällige“Jugendliche kümmert, und dem Amt für Soziale Dienste Süd. So hat es kurz vor Weihnachten eine große Party gegeben. „Das war seit Jahren die erste Veranstaltung dieser Art, die es in Huchting gab. Die Jugendlichen haben sie organisiert, und es war vollkommen friedlich“. Nach diesem Erfolg ist für die nächsten Osterferien eine Wiederholung geplant.

Als Sozialarbeiterin im ursprünglichen Sinne sieht sich Nowak jedoch nicht: „Ich bin bei der BSAG angestellt und muß letztlich auch in deren Sinne handeln“, sagt sie. Aber nach mehreren Jahren reiner Sozialarbeit finde sie die Arbeit an der Schnittstelle BSAG und Jugendarbeit „sehr spannend“. Weil sie weitaus unparteiischer an die Sache rangehen könne, „als wenn ich fest in nur einem Freizi arbeiten würde“.

Die BSAG weiß noch nicht, ob sie das Projekt weiterführen wird, wenn die ABM-Förderung ausläuft. Auch wenn „Frau Nowak sehr erfolgreiche Arbeit leistet“, sei die BSAG doch in erster Linie ein wirtschaftlich denkendes Unternehmen, das sehen müsse, wie es den Betrieb „am Laufen hält“.

Hans-Günter Schwalm vom Amt für Soziale Dienste Süd fände das schade: „Ich halte den neuen Weg der BSAG für sehr bemerkenswert und würde eine Verlängerung begrüßen.“Der Normalfall sei eine Verstärkung des Sicherheitspersonals gewesen. „Das hätte auch nach hinten losgehen können.“ kade