Leben zwischen E und U

■ Der Jazz-Vibraphonist Florian Poser hat ein Orchesterstück komponiert

Die Studenten des Institutes für Musikpädagogik der Hochschule für Künste und der Universität Bremen wehren sich: Sie wollen Florian Poser nicht verlieren, der seit 1994 eine befristete Professur für Popularmusik betreut. Die geht jetzt zu Ende. Florian Poser, Sohn des Komponisten Hans Poser, hat einen stets wachsenden Namen als Vibraphonist, aber auch als Komponist und Arrangeur. Er hat fast zwanzig CD's produziert, ist Preisträger verschiedener Wettbewerbe, ist aber ein Stiller geblieben, der außer seiner Musik nicht viel von sich hermacht. Nach verschiedenen Cross-Over-Versuchen hat ihm nun das Uniorchester einen Kompositionsauftrag gegeben, dessen Ergebnis am Sonntag uraufgeführt wird – zusammen mit einem Klavierkonzert und einer Konzertarie von Mozart. Die taz führte ein Gespräch mit Florian Poser.

Herr Poser, sagen Sie noch einmal etwas zu Ihrem musikalischen Aufwachsen.

Florian Poser: In meinem Elternhaus wurde immer Musik gemacht. Ich habe seit meinem siebten Lebensjahr Cello gespielt, mit meinem Vater Partituren gelesen, Generalproben – in Hamburg beim NDR – besucht, ich habe an der Gitarre gefummelt und den Blues entdeckt. Das war's übrigens: Die Zündung zum Jazz überzugehen.

Viele empfinden ein solches Elternhaus als Druck.

Bei mir war es nicht so, weil ich selbst ja auch wirklich Musiker schon von Kind an sein wollte. Trotzdem gebe ich zu, daß es Probleme gab. Ich war sechzehn, als mein Vater starb, Mentor und Instanz zugleich. Ich hatte keinen stilistischen Druck, nur: Hauptsache, der Junge macht Musik.

Für einen Jazzmusiker ist es nicht selbstverständlich, eine Partitur zu schreiben.

Ich habe schon 1985 versucht, ein Stück richtig zu komponieren zwischen E und U, das ist ja eigentlich mein Leben. Ich habe mit diesem Stück für Vibraphon und Orchester auf Anhieb den ersten Preis des Ernst Fischer-Wettbewerbes der GEMA-Stiftung gewonnen. Ich erinnere mich noch, daß ich Klangvorstellungen aus dem kindlichen Studieren der Mozart-Partituren mitgenommen habe und nun umsetzen konnte. Was ich schreiben möchte, ist gehobene Unterhaltungsmusik. Aber Komponieren bleibt sozusagen „professionalisiertes Hobby“. Ich bin und bleibe Jazz-Musiker.

Gehobene Unterhaltungsmusik: ein abgenutzter Begriff, ohne daß klar wäre, was das ist.

Das ist orchestrale Musik, die den Hörer direkt erreicht. Der größte ist Leonard Bernstein. Aber ich bin auch unglaublich getroffen worden von Musik von Witold Lutoslawski, von Arthur Honegger, von Hans Werner Henze. Ich mag diese vitale Moderne.

Zu Ihrem Stück: Es heißt „Three Pictures“. Bedeutung?

Das ist ein wenig willkürlich. Es sind eigentlich drei verschiedene Rhythmusbearbeitungen eines Themas.

Sie schreiben ein Orchesterstück, in dem Sie als Solist mit dem Vibraphon improvisieren. Wie geht das?

Natürlich kann es die im Jazz übliche Interaktion hier nicht geben. Ich lasse das Orchester zum Beispiel mit einem Cluster aufhören, und dann bin ich dran. Trotzdem gibt es eine Reaktion auf die konkrete Situation.

Welche Pläne haben Sie? Werden Sie den Unijob als Lehrauftrag weitermachen?

Unter Umständen, um die StudentInnen nicht hängen zu lassen. Aber die Bezahlung ist ja eine solche Unverschämtheit, daß das eigentlich nicht geht.

Und künstlerisch?

Ich arbeite ja in vielen Ensembles. Ich mache eine CD mit dem Pianisten Klaus Ignatzek, eine Tournee mit „Brasilian Experience“und verschiedene Workshops an Musikhochschulen.

Das Gespräch führte Ute Schalz-Laurenze.

Sonntag, 1.2. um 11 Uhr in der Hochschule für Musik in der Dechanatstraße: Orchester der Universität Bremen unter der Leitung von Rida Mutarda.