Hmm, sagt das Wahlkampfteam

Die SPD sucht einen Song für die Bundestagswahl und lud die Liedermacher der Stadt. Kostprobe: „Bald fängt ein neues Leben an, das die SPD uns geben kann.“  ■ Von Kolja Mensing

Der sogenannte Große Sitzungssaal der SPD-Landeszentrale ist gar nicht so groß wie sein Name. Darum ist er auch schon voll, als ein paar Musiker, vier Journalisten und eine Handvoll Menschen darin Platz genommen haben, die nach Jusos aussehen. Allerdings sind die Jusos keine Jusos, sondern das „Junge Wahlkampfteam“ der SPD. Und das ist genauso wie sein Name: jung, total motiviert und außerdem mit poppigen Armbanduhren ausgestattet.

Die Musiker sind auch motiviert. Sie sind gekommen, weil es 2.000 Mark zu gewinnen gibt. Das frisch gebildete „Junge Wahlkampfteam“ will nämlich Ernst machen mit seiner Drohung, bei der Gestaltung der Bundestagswahl in Berlin mitzumischen und besonders sogenannte Jungwähler anzusprechen. Klar, daß da Musik hermuß. Denn, so erklärt die junge Nicole: „Lieder kommen immer gut an. Junge Leute hören gerne Lieder.“ Also haben sie einen „Hitwettbewerb“ ausgerufen.

Heute ist erst einmal Infoabend. Die versammelten Musiker sind fast ausnahmlos Profis, die ihr Projekt auch inhaltlich wasserdicht machen wollen: „Soll die Aussage des Songs eher polarisieren oder eher gesellschaftsübergreifend sein?“ erkundigte sich einer der Musiker. „Hmm“, sagte das Junge Wahlkampfteam, entscheidet sich dann aber dafür, daß es ruhig etwas plakativ sein soll: „Das Lied soll ja auch zu Diskussionen anregen.“

Nicht ganz einfach zu beantworten auch die Fragre eines Komponisten nach den Vorgaben für die Lyrics dieser klingenden Wandzeitung: Was denn SPD-nahe Themen wären, fragt er und deutet etwas hilflos auf das „Wer nicht ausbildet, wird umgelegt“-Plakat an der Saalwand. „Hmm“, sagt erneut das Junge Wahlkampfteam, und möchte eigentlich keine Vorgaben machen. Dann zaghaft: „Arbeitslosigkeit, Arbeitsmarkt... aber das muß nicht unbedingt vorkommen. Innovation, Gerechtigkeit, das sind ja jetzt Schlagwörter.“

Die Musiker nicken eifrig. Anscheinend fällt ihnen wirklich etwas dazu ein. Und drei Künstler haben auch schon heimlich vorgearbeitet, obwohl der Einsendeschluß für die Demobänder erst der 15. Mai ist. Während die Kollegen ein bißchen neidisch gucken, gib es schon einige Song-Entwürfe zu hören. Zum Beispiel: Ein Robert ohne Nachnamen hat „mit ein paar Kumpels“ einen echten Klopfer im Motownstil aufgenommen. Sehr groovy und politisch voll korrekt: „Die Politiker sind der Meinung, das war Spitze/Wir sind der Meinung, das war nicht so cool, Herr Kohl.“ – „Spitze“, findet das Junge Wahlkampfteam und tröstet die anderen Musiker: „Das hat jetzt natürlich keinen Einfluß auf den Wettbewerb.“

Es ist sogar eine ganze Band erschienen, die „Ewig“ heißt und ein bißchen so aussieht, als ob sie gerne die 80er-Jahre-Combo „Münchener Freiheit“ wären. So klingen sie dann auch. Und ihr Text reimt sich: „Bald fängt ein neues Leben an/das die SPD uns geben kann.“ – „Super“, sagt das Junge Wahlkampfteam und gibt zum Schluß noch Bier und Pizza aus.

Das kommt gut an: Junge Menschen trinken ja gerne mal ein Bier und sind eigentlich auch immer hungrig.