■ Berliner Telegramm
: Sozialatlas: Berlin driftet auseinander

Berlin driftet sozial immer mehr auseinander. Während Zehlendorf, Wilmersdorf oder Steglitz relativ stabile Werte aufweisen, drohen in der Innenstadt soziale Brennpunkte. Kreuzberg, Tiergarten, Wedding, Friedrichshain und Prenzlauer Berg gehören nach dem Sozialindex von 1997 zu den Schlußlichtern unter den Bezirken, geht aus dem gestern vorgestellten Berliner Sozialstrukturatlas hervor. Der Sozialindex wird ermittelt aus Faktoren wie Arbeitslosigkeit, Sozialhilfebezug, Bildungsniveau und Einkommen. Aber auch in Randlagen zeichnen sich Regionen mit zunehmender sozialer Belastung ab. Dramatisch abgestürzt ist im Vergleich zu 1994 Reinickendorf, das vom 5. auf den 11. Rang rutschte. Auch Spandau kam von Platz 10 auf Platz 15. Leicht verlor Tempelhof (von 2 auf 4).

Zu den Gewinnern im sozialen Bereich gehören vor allem östliche Bezirke. Den größten Sprung machte Pankow (von 11 auf 7). Um drei Plätze verbesserten sich Hohenschönhausen (von 13 auf 10) und Prenzlauer Berg (von 22 auf 19). Zulegen konnten auch Mitte und Köpenick. Wilmersdorf stieg um 2 Plätze auf den 2. Rang, Schöneberg machte als 17. einen Platz gut.

Als am stärksten sozial belastet machte die Untersuchung zum Beispiel die Herzbergstraße in Lichtenberg, die Breitenbachstraße in Reinickendorf und die Rudower Chaussee in Treptow aus. Am besten schneiden Forst Grünau in Köpenick und Plänterwald in Treptow ab. Der bundesweit bisher einmalige Sozialatlas bietet eine Grundlage für die Sozialplanung und die gerechtere Verteilung von Sozialhilfe, wie Sozialsenatorin Beate Hübner (CDU) gestern sagte. Die Senatorin kündigte für 1999 die Einführung eines Wertausgleichs – sozusagen einen kleinen Länderfinanzausgleich – an. Danach müssen Bezirke mit geringeren Sozialhilfebelastungen Mittel an andere abgeben. Zu den Geberbezirken gehören vor allem Köpenick und Marzahn. Profitieren wird in erster Linie Kreuzberg. ADN/taz