Platz an der Börse wäre nur für drei, vier Klubs

■ Die deutschen Vereine drängeln den DFB – sie wollen das Geld für den Stadionausbau

Im Oktober soll es soweit sein: Beim Bundestag des Deutschen Fußballbundes (DFB) wollen die Branchenführer den Weg für eine Umwandlung der Bundesligisten in Kapitalgesellschaften bereiten. Allerdings meint DFB-Ligasekretär Wolfgang Holzhäuser, einer der besten Kenner der Bundesligafinanzen: „Zur Zeit wäre nur für drei oder vier Klubs der Gang an die Börse eine realistische Option.“

Bayern München und Borussia Dortmund haben bereits erklärt, daß sie an der Börse Kapital aufnehmen wollen, um neue Stadien zu bauen oder bestehende zu erweitern sowie ihr Geschäft mit Merchandising zu intensivieren. Ein dritter Kandidat könnte mittelfristig Schalke 04 sein, der Verein ist nach langen Jahren der Panikwirtschaft inzwischen solvent. Bayer Leverkusen dagegen strebt die Umwandlung in eine GmbH an, während Werder Bremen einer KG auf Aktien bastelt.

In der Wahl solcher Gesellschaftsformen drückt sich auch die Befürchtung aus, durch den Verkauf von Aktienpaketen die Kontrolle über die Klubs zu verlieren. Und Fußballklubs in der Hand von Medienkonzernen oder Mehrfachbeteiligung könnten das Publikum nachhaltig verschrecken. Für die Mehrzahl der Klubs liegen solche Probleme aber außerhalb der Reichweite. Einerseits erwirtschaften sie zumeist Verluste (geschätzter Schuldenstand der Bundesliga: 65 Millionen Mark), zudem sind die meisten Vereine von unternehmerischen Strukturen so weit entfernt wie vom Gewinn des Weltpokals.

Die Wirklichkeit in der ersten und zweiten Bundesliga sind immer noch Hinterzimmergespräche mit windigen Spielervermittlern und „Hassa-ma-zehntausend- Mark-Anquatschen“ von Sponsoren. Viele sogenannte Manager im Profibußball mögen Erfahrungen haben beim Aushandeln von Spielerverträgen, es fehlt aber weitgehend das Wissen über das Geschäft mit Lizenzen, über Marketing oder Controlling. Christoph Biermann