Hastige Witz-Parade mit Schlagseite

■ Ulrike Maacks „Oskarnacht“, eine gut gemeinte Büttenrede in den Kammerspielen

Nachts sind die Getränke bunt und die Diva blau. Das Kampftrinken hat sie zusammen mit ihrem berühmten Kollegen Timmy-Boy zwar schon am Flughafen ausgiebig geprobt, zur Hochform laufen die Stars aber erst im Privaten auf und voll. Der Ersatz fürs traute Heim ist, weil René Polleschs Stück Oskarnacht in Hollywood nach der Preisverleihung spielt, ein kitschiges Hotelzimmer, stolz Oscar-Suite genannt. Schade bloß, daß der Mann vom Zimmer-Service die Show grauenhaft fand und seinen prominenten Gästen nichts mehr zu trinken schicken will. Als dann noch eine sportive Kindfrau im Rhönrad hereinrollt, ist das Bild des Jammers perfekt.

Schade und jämmerlich ist auch etwas anderes: daß ein Theaterstück eine Komödie genannt wird, nach Maßgabe des Autors aber so schnell gespielt werden soll, daß den Zuschauern keine Pausen zum Lachen bleiben. Selbst wenn dies als gutgemeinte Büttenrede gedacht gewesen sein mag – Regisseurin Ulrike Maack befolgte Polleschs Anweisungen bei ihrer Late-Night-Inszenierung in den Kammerspielen, und siehe da, es funktionierte nicht.

Dabei ist der Text mit Witzen gespickt, mit platten und intelligenten, absurden und obszönen, hinter- und vordergründigen. Doch viele schöne Szenen wie „Warum sind wir überhaupt so früh gegangen? – Wir mußten den Tisch freimachen für die nominierten Zeichentrickfiguren“gingen bei dem kopflosen Tempo schlicht unter. Seltsamer Sinneswandel war da bei den lachwilligen Zuschauern zu beobachten. Der Mißmut über etwas, das nach mißratener Sit-Com roch, wich bald der Irritation und dann einem eisigen Schweigen. Eine merkwürdige Schlagseite hat in dieser Inszenierung auch das komische Thema selbst bekommen: daß die vollkommene menschliche Plastik, mit Silikon modelliert, das Klonen überflüssig mache. Statt abstrakter Kunstfiguren waren Désirée Nick als abgewrackte Diva, Emilio Castoldi als gutmütiger Gangster-Verschnitt und Theresa Berlange als turnschuhbewehrte Gossengöre zu sehen, drei äußerst ordinäre, sympathische und mitleiderregende Angeber. Ihnen beim gegenseitigen Niedertrampeln zuzuschauen war zumindest stellenweise faszinierend.

Ein groteskes Märchen ohne Happy-End – aber eine Komödie ist dieses Stück nicht. Dazu ist es einfach nicht komisch genug.

Barbora Paluskova

bis 28. Februar, jeweils 23 Uhr, Kammerspiele