Mouzon nonstop

■ Trio des Drummers Alphonse Mouzon begeisterte im KITO

Klein. Blond. Lockenkopf. Babyspeck. Die Trommelstöcke im Anschlag. So hat man Alphonse Mouzon nicht in Erinnerung. Zu Recht. Denn Emma Mouzon, augenscheinlich des Papas ganzer Stolz, thronte hinter dem Drum-Set vor dem voluminösen Bauch des Weather Report-Mitbegründers und erzählte dem Publikum im KITO, daß sie zwei Jahre alt sei und bereits das Temperament habe, um schon jetzt locker einen dreistündigen Soloabend zu gestalten. Da wurde es dem Alphonse unverkennbar richtig warm ums Herz, spielte flugs mit glänzendem Blick die Ballade „Daddys little Girl“. Und verzückt ob so viel Familienglück und derart besinnlichem Sound erinnerten sich die vielen anwesenden Papis und Mamis gerührt an die guten alten Zeiten, wo vollgeschissene Windeln, schlaflose Nächte und Spinatmuster an der Tapete das Leben einst wild und gefährlich gemacht hatten. Und Daddys little Girl schrie im Hintergrund tatsächlich „yeah, yeah, yeah“.

Es ging also mal wieder richtig familiär zu im KITO. Mouzon hockte, bekleidet mit einem wunderschön schwarzlilagrün glänzendem Jogginganzug, hinter seinem gewaltigen Schlagzeug, produzierte durch regen Einsatz von Armen und Beinen die erwarteten beachtlichen Schallwellen und fand zwischendurch immer wieder die Zeit, seine CD's zu preisen oder „The Germans make the best beer. You must be happy“zu sagen. Kleine Kinder, groovende Drumkaskaden und ein Lob des einheimischen Brauchtums: Der Herr wußte, wie man sich Freunde macht.

Dabei hätte es derartiger Einschmeicheleien gar nicht bedurft. Denn gemeinsam mit dem latzbehosten Bassisten Bruce Lett und dem etwas linkischen Doug Webb am Sax produzierte Mouzon zwar nicht gerade musikalische Götterdämmerungen am Fließband, aber doch immerhin prächtig groovenden Jazz, der nach der Pause durch längere Ausflüge ins Funkterrain angereichert wurde. Gemäß des elften Gebots: „Du sollst nicht so viele Soli spielen neben mir“dominierte Mouzon insbesondere im ersten Set die Szene. Aber die meisten BesucherInnen waren sowieso vor allem gekommen, um das ewig gleiche und beeindruckende Schauspiel in mindestens jedem zweiten Stück von neuem bewundern zu können. Mouzon fegte ordentlich über Becken und Trommeln, pulverisierte jeden Anflug von süßlicher Melodik, die Webb aus dem Horn blies, ließ kurz die Hi-Hats säuseln und mähte schließlich, als sei das gesamte Rosenthalporzellan mit einem Schwung aus dem obersten Schrankfach gedonnert, mit einer gewaltigen Brachialsalve auch den letzten Widerstand gegen wippende Füße beim Publikum nieder. Schon großartig, sowas, selbst bei der 15. Wiederholung.

Nach drei Stunden verließ der übermüdete Rezensent, an der glücklich krakelenden Emma Mouzon vorüberhuschend, das KITO-Gebälk. Ihr Papa hatte kurz zuvor angekündigt, er wolle bis zum Montagmorgen weiterspielen. Wenn Sie jetzt losfahren, bekommen Sie also auf jeden Fall noch die Zugaben mit. zott