SPD-Basis streitet über Kandidaten

■ Ortsvereine in Bremen-Nord für Kröning, Kunick und Janz

Der Ortsverein Bremen-Lobbendorf hat sich mit einem offenen Brief an die Parteizentrale der Bremer SPD gewandt und klargestellt, daß er gegen ein Auswechseln der drei Direkt-KandidatInnen der Bremer SPD für die Bundestagswahl ist. Aus Bremen-Lesum gibt es ein ähnliches Signal. Andere Ortsvereine, sagt die Lobbendorfer Vorsitzende Anke Nerger, arbeiten an derselben Sache.

Dahinter steht die Position, daß die SPD erfahrene Bundestagsabgeordnete braucht, um die „Chancen für den Wechsel in Bonn“optimal zu nutzen. In der Argumentation des Ortsvereins geht es dabei nicht so sehr um die KandidatInnen selbst – eine Bewertung ihrer Arbeit wird bewußt vermieden. Der Punkt ist: Über die Bremer Landesliste ziehen nur zwei SPD-KandidatInnen in den Bundestag ein. Das dritte Mandat (neben den beiden Sitzen der CDU und dem einen der Grünen) hat die SPD bei den letzten Wahlen nur deshalb errungen, weil ihre KandidatInnen in allen drei Wahlkreisen als DirektkandidatInnen gewonnen haben.

Für die Aufstellung der neuen Liste, die am 14. März formell beschlossen wird, hat der Bundestagsabgeordnete Volker Kröning (Bremen-Ost) schon angekündigt, er wollen den KandidatInnen aus Nord und Ost wieder die Plätze auf der Landesliste überlassen.

Der Brief aus Bremen-Nord ist so etwas wie ein Dankeschön: Ausdrücklich erwähnen die Bremen-Norder, daß das dritte SPD-Mandat im Wahlkreis 50 durch Volker Kröning errungen wurde, dieser Erfolg habe zu einem Überhangmandat mehr geführt und die SPD-Fraktion in Bonn von 251 auf 252 anwachsen lassen. Zugleich soll das Argument implizieren, daß ein Auswechseln des Kandidaten diese Erststimmen-Mehrheit gefährden könne. Zudem ist nicht sicher, ob der Stadtbezirksvorsitzende Wolfgang Grotheer nicht doch einen der beiden Plätze auf der Landesliste beanspruchen will.

Für den früheren Finanzsenator Kröning, so das Kalkül, wäre es einfacher, Erststimmen aus den bürgerlichen Wohnquartieren des Bremer Ostens zu bekommen als für Grotheer, der außerhalb der Partei unbekannter ist als die GegenkandidatInnen Neumann und Beck.

Was bei der Diskussion um die „Sicherheit“mit den alten KandidatInnen in den Hintergrund rückt, ist die politische Orientierung: Wolfram Kaiser (will gegen Konrad Kunick antreten) und Grotheer gelten als engagiertere Verfechter eines „Wechsels“im Sinne einer rotgrünen Koalition. K.W.