■ Nachschlag
: Draußen vor der Tür bei „Speer“ in der Akademie der Künste

Die Stimmung paßte nicht zur bevorstehenden Premiere von Esther Vilars und Klaus Maria Brandauers Theaterstück „Speer“. Ein großes Polizeiaufgebot, verstärkt durch eine Truppe privater Security-Gorillas – dazu die Veranstalter und ein paar gelackte Vorstadtstrizzis – vermittelten eher den Eindruck, daß hier mit aller Gewalt etwas vor den Blicken der Öffentlichkeit versteckt werden muß. Menschen, die mit dem verständlichen Wunsch gekommen sind, vielleicht doch noch an dieser groß angekündigten Veranstaltung teilnehmen zu können, werden mit Herablassung abgewiesen.

Auch ein paar Kritiker sind noch erschienen, die sich nicht damit abfinden wollten, daß ihnen eine Pressekarte schlichtweg verweigert wurde. Wenn sie über das Ergebnis zu berichten beabsichtigten, war ihnen mit aasiger Freundlichkeit am Telefon empfohlen worden, dann sollten sie doch bitte am Samstag um 20.15 Uhr den Fernseher einschalten. Auch sie sehen sich mit zwei aalglatten und nicht besonders angenehmen jungen Männern konfrontiert, die eher aussehen wie die Türsteher eines zwielichtigen Etablissements und nicht wie Leute, die Theaterkarten ausgeben. Nur vorbestellte natürlich. Und wer nicht prominent genug ist, um die Gesichtskontrolle zu bestehen, muß tatsächlich den Ausweis zeigen. Ein Journalist der Süddeutschen Zeitung wird von der Polizei schlicht hinausgeschmissen. Einem Beamten allerdings scheint seine Anwesenheit an diesem Ort eher peinlich zu sein. Was er denn hier täte? frage ich ihn, und er druckst herum: „Das Hausrecht des Herrn Leuenberger sichern.“

Lukas Leuenberger ist der Produzent dieses sogenannten Theaterereignisses. Klaus Maria Brandauer spielt und inszeniert ein Stück von Esther Vilar über Hitlers Rüstungsminister und Lieblingsarchitekten Albert Speer (siehe Kultur, Seite 16).

„Hallo Tschim“, wird noch ergeben der Berliner Fotograf Rakete begrüßt, der auch irgendwie an dem Projekt beteiligt ist. Dann geht es los. Also, ich für meinen Teil möchte den Namen Leuenberger in Berlin nicht mehr hören. Aber vielleicht veranstaltet er ja im nächsten Jahr ein nachgelassenes Stück von Julius Hackethal über Eva Braun im Führerbunker am Potsdamer Platz. Mit Zsa Zsa Gabor in der Hauptrolle. Esther Slevogt