■ Querspalte: Es wird eng, Joschka!
Das ist Majestätsbeleidung. Die Grünen attackieren König Fußball, ein Tritt gegen Deutschlands Schienbein. Weil die Grünen gegen Castor-Transporte sind, fallen Ende März sechs Bundesliga-Spiele aus – einfach so. Denn dann müssen alle Polizisten des Landes nach Ahaus, den Castor verteidigen. Und fehlen schmerzlich im Ruhr-Stadion und auf dem Bökelberg, wo sie normalerweise hochprozentige Fans trösten. Das bedeutet Chaos! Nicht in Ahaus, sondern in der Bundesliga und in Bertis WM-Vorbereitung. Denn die Liga muß dieses Jahr zum 9. Mai fertig sein, damit einen Monat später die Weltmeisterschaft in Frankreich starten kann. Und nur noch ein Ausweichtermin: Das wird eng.
Berti tobt, schließlich will er noch ein halbes Dutzend Debütanten testen – wie soll er da die WM gewinnen? Und seinen Trainersessel retten? Doch dann, nach vierhundertunddrei meditativen Blutkrätschen auf heimischem Rasen im Zweikampf mit seinem Dackel, die Eingebung: Ein weiterer Debütant muß her. Er soll über den rechten Flügel stürmen: Joschka Fischer. Auch der weiß, was auf dem Spiel steht.
Alles glotzt jetzt auf den dribbelstarken Fraktionschef. Geklingt ihm das Golden Goal? Kann er die Gotteskrieger aus der Ökofraktion abermals umspielen und Rot-Grün retten? Die NRW-Grünen gaben sich am Wochenende stahlhart, bestehen auf ihren eigenen Spielbetrieb. Armer Joschka, erlebt er hier doch noch sein politisches Garzweiler? Nicht mal Clement kann helfen. Berti und Joschka baten den Ruhr-Machiavelli statt Polizei seine eigenen Truppen nach Ahaus zu schicken, um den Castor durchzuwinken – doch die Kohlekumpel wollen lieber ins Stadion. Gibt es keine Rettung?
Angeblich basteln Joschka und Berti an einem supergeheimen Notplan: Sie wollen Leo Kirch all ihr Erspartes geben, wenn er die Rechte an der Fußball-WM kauft und sie ausschließlich in Burkina Faso sendet. So könnte das drohende WM-Fiasko verborgen bleiben. Kann Berti damit seinen Job retten? Und Joschka Rot-Grün? Matthias Urbach
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