Guido kann nicht klären

Ohne Guido Buchwald kommt der KSC im winterlichen Treffen gegen Leverkusen nicht über ein 1:1 heraus  ■ Aus Karlsruhe Frank Ketterer

Nein, keine frohe Botschaft. Nicht heute. Nicht hier. Es hat nicht geholfen, alles war umsonst. Das Lesen in der Unterdruckkammer, das Schreien zum richtigen Zeitpunkt, die Hechelübungen vor dem Präsidenten, ja selbst das tägliche taz-Bulletin. Im Abschlußtraining war Guido Buchwald wieder eine Faser in der weltmeisterlichen Wade (37) gerissen. Einfach so, warum auch immer. Jetzt stand er da im warmen Bauch des Karlsruher Wildparkstadions und schaute zu, wie Schiedsrichter Krug seine neuen Kameraden hinaustrieb in die Unwirtlichkeit des badischen Winters, der grausam kalt sein kann, auch außerhalb der Winterpause.

„Ich bin überzeugt, daß wir gewinnen“, sagte Guido und schaute seinen vor Kälte zitternden Kameraden wehmütig nach; später, als diese von der Eisrevue gegen Bayer Leverkusen zurückkamen, war ihm selbst diese Illusion geraubt worden. „Es hat leider nicht zum Sieg gereicht“, sagte er nun mit noch mehr Wehmut in der Stimme, „aber jeder hat sein Bestes gegeben.“ Und: „Wenn wir uns noch ein bißchen steigern, können wir weiter nach vorne kommen.“ Mit dem 1:1 aber bleiben die Karlsruher erst mal dort, wo sie davor schon waren: auf Platz 12.

Dabei hätte die Sache schon diesmal ach so schön werden können. Guido hätte das Hartgefrorene auf dem Rasen einfach ignoriert („Man muß bei jeden Platzverhältnissen spielen können“) und seine Kunststückchen gezeigt, die ihm einst den Spitznamen Diego eingebracht hatten, in Anlehnung an einen bekannten Drogenabhängigen aus Argentinien. Bestimmt weltmeisterlich hätte Guido den Ball abtropfen lassen auf seiner ehedem weltmeisterlichen Brust, hätte ihn zwei-, drei-, gar viermal auf dem Fuß tänzeln lassen und schließlich weitergeleitet mit einem raffinierten Schlenzer per Außenrist, so daß die Leverkusener gestaunt hätten vor so viel Fußballkunst und es den Zuschauern warm geworden wäre ums Herz in der klirrenden Kälte. Mehr aber noch hätte Guido das getan, wofür ihn Trainer Winfried Schäfer ins Badische geholt hat: „Icke“ den Rücken freigehalten, ganz bestimmt.

So aber war Icke Häßlers Rücken von Beginn an nicht frei, sondern bedruckt mit einer großen 10 auf dem kleinen Trikot. Und es verwundert nicht, daß Icke, wie Guido Weltmeister ehedem, einmal mehr zwar viel lief, aber doch nur bei Flanken und Freistößen für Gefahr sorgte. Am meisten beim 1:0. Eine als Schuß getarnte Flanke kam so vehement nach innen, daß sie von Ramelows Brust in dessen eigenes Tor flog zur zufälligen Führung für die Karlsruher. Und auch der Ausgleich 13 Minuten später – der Brasilianer Rink stocherte den Ball nach einem Durcheinander im Karlsruher Strafraum per Hacke sehenswert ins Tor – hatte mit Bodenverhältnissen und Zufall zu tun. Und natürlich damit, daß Guido nicht rechtzeitig klären konnte, weil ja nicht auf dem Platz.

Der Rest war untrüglicher Nachweis dafür, daß Fußball im Februar nicht unbedingt den größten Spaßfaktor bietet. Mehr noch: eindeutiges Votum für eine Ausdehnung der Winterpause – am besten bis zum Saisonende. Oder mindestens bis Guido wieder einsatzbereit ist. Das soll frühestens in zwei Wochen der Fall sein.

Bayer Leverkusen: Heinen – Nowotny – Wörns, Happe – Lehnhoff (64. Feldhoff), Robert Kovac, Ramelow, Skammelsrud, Beinlich – Rink (87. Zivkovic), Meijer

Zuschauer: 22.000; Tore: 1:0 Ramelow (10./Eigentor), 1:1 Rink (21.)

Karlsruher SC: Reitmaier – Wittwer – Regis, Reich – Keller (21. Metz), Nyarko, Häßler, Hengen, Bäumer – Schroth, Dundee (69. Gilewicz)