Sudans Guerilla meldet Erfolge gegen Militärregime

■ SPLA-Rebellen reklamieren Einnahme zweier wichtiger Städte. Ein Überläufer half mit

Berlin/Kairo (taz/AFP) – Die südsudanesische Guerillaorganisation SPLA (Südsudanesische Volksbefreiungsarmee) hat nach eigenen Angaben in einer neuen Offensive wichtige militärische Siege gegen das herrschende islamistische Militärregime errungen. Die SPLA reklamiert seit Ende letzter Woche die Kontrolle über die Städte Wau und Awel, die beiden größten Städte der Region Bahr-al-Ghazal im Südwesten des Landes und die zweit- beziehungsweise drittgrößte Stadt im Südsudan.

Nach Regierungsangaben wird um beide Städte noch gekämpft. Sollte die SPLA diese beiden Städte dauerhaft erobern, wäre das eine schwere Niederlage für das sudanesische Militärregime. Wau ist der Endpunkt einer Eisenbahnlinie aus dem Norden, mit der die Regierungstruppen ihren Nachschub in die von ihnen kontrollierten Gebiete des Südsudan herbeischaffen.

Die SPLA kämpft seit 1983 im Südsudan gegen Sudans Zentralregierung und hat sich seit 1994 mit der nordsudanesischen demokratischen Opposition verbündet. Seit Monaten verdichten sich die Hinweise, daß die SPLA zusammen mit ihren Verbündeten eine größere Offensive plant. Seit Beginn der Kämpfe um Wau werden auch aus dem Nordosten des Sudan an der Grenze zu Eritrea Artilleriegefechte gemeldet. Grundlage der jüngsten SPLA-Erfolge ist offenbar der Überlauf eines prominenten südsudanesischen Politikers, Kerbino Kuanyen. Der SPLA- Mitgründer und einstige Leiter der SPLA in Bahr-al-Ghazal war 1991 zur Regierungsseite gewechselt und beteiligte sich im April 1997 an einem Separatfrieden südsudanesischer Splittergruppen mit der Regierung. Am 15.Januar wurde Kuanyen Vizepräsident eines Südsudan-Rates, der Grundlage für regierungstreue Autonomiestrukturen im Süden werden soll.

Am Mittwoch jedoch ließ Kuanyen, der seinen Sitz in Wau hat, SPLA-Einheiten in die Stadt und schloß sich mit seinen eigenen bewaffneten Kräften der Guerilla an. Zuvor hatte er der Regierung erklärt, er wolle gegen die Guerilla eine Offensive starten, und große Mengen an Militärmaterial angefordert. Dies gab er dann an die SPLA weiter. „Die Regierung hat Panzer, Uniformen und Munition geschickt, die wir benutzt haben, um Wau anzugreifen“, erklärte Daniel Kody, SPLA-Vertreter in Kairo. Seinen Angaben zufolge hat die SPLA Kuanyen von Anfang an ins Regierungslager eingeschleust. Kuanyen gehört ebenso wie SPLA-Führer John Garang zum Dinka-Volk, einer der größten Ethnien des Südsudan. D.J.