US-Konzern holzt in Feuerland

■ Naturschützer drohen mit Klage gegen Kahlschlag an 8.000 Jahre altem Urwald – „Nutzungsgebühr“ beträgt nur zehn Mark pro Hektar

Santiago (IPS) – Chilenische Umweltgruppen haben gerichtliche Schritte gegen ein umstrittenes Projekt des US-Holzkonzerns Trillium angedroht, das die Regionalbehörden nach langem Konflikt genehmigt haben. Die Umweltkommission Corema in der Region Feuerland habe sich bei ihrem Beschluß vor allem von wirtschaftlichen Aspekten leiten lassen, kritisierte die unabhängige Allianz für die Wälder Chiles. Soziale und ökologische Gesichtspunkte seien hingegen bei der Genehmigung außen vor geblieben.

Die Regierung von Staatspräsident Eduardo Frei autorisiere damit die weitere Zerstörung der einzigartigen Wälder Südchiles, warnte Greenpeace. Bis jetzt seien schon vier Fünftel der rund 8.000 Jahre alten Bäume der Axt zum Opfer gefallen. Durch das Projekt „Rio Condor“, das die Abholzung von 1.300 Quadratkilometer Wald, eine Fläche halb so groß wie das Saarland, vorsieht, droht dem südamerikanischen Land der bisher größte Kahlschlag.

Die Nutzungsgebühr beträgt bloß rund zehn Dollar pro Hektar. Da Trillium Investitionen von 200 Millionen US-Dollar und rund 300 neue Arbeitsplätze zugesagt hat, reagierten die Behörden und Bevölkerung in Feuerland zunächst aber positiv. Nach Protesten von Umweltschützern blockierte jedoch der Oberste Gerichtshof in Santiago im vergangenen April die Pläne des US-Multis.

Nach dem als historisch bewerteten Urteil wurde die Regierung außerdem verpflichtet, genaue Regelungen für Umweltverträglichkeitsstudien bei Investitionsprojekten zu erlassen. Trillium legte daraufhin eine solche Studie vor, die Corema mit großer Mehrheit billigte.

Damit ist der Weg für das Projekt erst einmal freigegeben. Der Konzern mußte im Gegenzug zustimmen, unabhängige Umweltuntersuchungen im Vorfeld und eine regelmäßige Kontrolle des Holzschlags zuzulassen.

Naturschützern zufolge bieten diese Auflagen allerdings noch keine ausreichenden Garantien für den Erhalt der Wälder. Außer den Bäumen sei auch eine Population von 16.000 Lamas gefährdet, die durch ein staatliches Programm geschützt seien.

Trillium ist in Chile bereits seit den 80er Jahren aktiv, als die damalige Militärjunta von General Augusto Pinochet dem Unternehmen Waldgebiete zum symbolischen Preis von einem Dollar pro Hektar zur Nutzung überlassen hatte.

Nach dem Ende der Diktatur 1990 handelte die erste demokratisch gewählte Regierung von Staatspräsident Patricio Aylwin mit Trillium einen neuen Nutzungstarif aus, der auch nur zehnmal höher lag als vorher.