Reaktionen auf Lehrereinsatzpläne
: „Schallende Ohrfeige“

■ CDU sieht sich bestätigt, GEW kritisiert „betriebswirtschaftliche Scheinlogik“der Kienbaumstudie

Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) hat mit ihrem Vorpreschen in Sachen Lehrereinsatz heftige Reaktionen losgetreten. Die CDU hält das Gutachten der Firma Kienbaum, das den ineffizienten Einsatz von Lehrkräften festgestellt hatte, für eine „schallende Ohrfeige“für die Bildungsbehörde.

„Wir fühlen uns fast zu 100 Prozent bestätigt in unserer Kritik der vergangenen Jahre“, sagte der bildungspolitische Sprecher der Union, Klaus Bürger. Schon lange habe die CDU angemahnt, daß die Erfüllung der Stundentafel nicht mehr an erster Stelle in den Schulen stehe.

Allerdings habe Kahrs bei ihrer Vorstellung der Kienbaum-Ergebnisse nicht die volle Wahrheit gesagt, rügte Bürger. Während die Senatorin kundgetan hatte, das bremische System der Stufenschulen werde in dem Gutachten nicht in Frage gestellt, hat der CDU-Mann die Botschaft anders gelesen. „Der vertikale Lehrereinsatz“zwischen den Schulstufen könnte verbessert werden, wenn die Sekundarstufe II auch räumlich wieder an die Sek I angegliedert würde. Fachlehrer könnten so unter den Klassen leichter ausgetauscht werden. Außerdem haben die Gutachter nach Angaben Bürgers festgestellt, daß es zuviele Gymnasialstandorte in Bremen gebe.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält die 400.000 Mark teure Kienbaum-Untersuchung schlicht für rausgeschmissenes Geld. In einem halben Dutzend anderer Gutachten in anderen Bundesländern sei Kienbaum zu ähnlichen Ergebnisse gekommen: Zu kleine Klassen, zu viele Lehrerstunden für pädagogische Sonderaufgaben. Regelunterricht in großen Klassen sei das einzige, was „in betriebswirtschaftlicher Scheinlogik“eingefordert werde, sagte GEW-Sprecher Jürgen Burger.

Die Vertreter von Eltern und SchülerInnen wurden von den Plänen der Senatorin überrascht. Joachim Knut vom Zentralelternbeirat zeigte sich verärgert darüber, daß die Behörde „mal wieder“wichtige Entscheidungen im Alleingang getroffen und an den Eltern vorbei in die Öffentlichkeit getragen habe. Viele Erkenntnisse der Kienbaum-Berater über den ineffizienten Einsatz von Lehrkräften seien lange bekannt: „Da hätte Sie nur uns fragen müssen. Das wäre preiswerter gewesen“. Grundsätzlich sei es aber im Sinne der Eltern und Kinder, wenn Schulen verläßliche Betreuungszeiten böten und weniger Unterricht ausfiele.

Die GesamtschülerInnenvertretung (GSV) unterstütze an dem Reformpaket alles, was Schülern zugute komme, sagte Sprecher Thomas Ehmke. Wenn Lehrer außerhalb der Schule eingesetzt würden, dürften ihre Stellen nicht den Schulen zugeschlagen werden. Man sei nicht ganz grundsätzlich gegen Entlastungsstunden für Lehrkräfte. Arbeitsgemeinschaften und Projekte müßten erhalten bleiben, aber etwa die Betreung von Archiven und Bibliotheken müsse „kritisch hinterfragt werden“.

Auch die Grünen warnen davor, das Kind mit dem Bade auszuschütten. „Nicht jede durch sogenannte Sonderzuweisung ermöglichte Maßnahme ist unnötiger Firlefanz oder Luxus“, sagte der Abgeordnete Helmut Zachau. Auf dieser Grundlage würden zum Beispiel Betreuungsschulen, Behindertenintegration und Hilfen für Zuwanderer abgedeckt. Nicht hinzunehmen sei es jedoch, daß sich die Behörde – wie geschehen – an den Schulen eingesparte Stellen selbst einverleibe.

Die AfB wendet sich dagegen, neue Fächer wie etwa die von der SPD geforderte Arbeitslehre einzuführen. Zunächst müßten Grundfertigkeiten ohne Ausfall unterrichtet werden.

jof