■ Cash & Crash
: Zocker unter sich

Selbstverständlich kann man mit Freuden auch Monopoly oder Lotto spielen. Doch warum, so sagen sich immer mehr Bundesbürger, nicht gemeinsam an der Börse zocken und etwas für die Altersvorsorge tun? Wer den Anlageprofis der Investmentgesellschaften nicht über den Weg traut, gründet mit Gleichgesinnten einfach einen Investmentclub. Geschätzt über 100.000 Mitglieder tummeln sich bereits in rund 5.000 Investmentclubs – und ihre Zahl wächst. Bei der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf, die gleichzeitig als Dachverband der Investmentclubs fungiert, gehen Leitfäden zur Clubgründung weg wie warme Semmeln.

Vor genau hundert Jahren soll ein texanischer Farmer mit dem Namen Brooks der erste Clubgründer gewesen sein. Seit 1963 versucht die DSW in Deutschland die Clubs zu fördern, und damit die Aktienkultur. Renate Feller von der DSW sieht Investmentclubs als „Schule für künftige Aktionäre, die mit wenig Geld börsenfest werden können“.

Beginnen sollten die Aktiensparer mit 500 bis 1.000 Mark pro Person. Pro Monat sollten dann Raten von 50 bis 300 Mark vereinbart werden. Nach DSW- Schätzungen liegt das Vermögen der deutschen Clubs bei über 500 Millionen Mark. Meist einmal pro Monat treffen sich die Hobbybörsianer, um die Anlagenstrategie zu diskutieren. Wenn von Anfang an ein sachkundiger Banker dabei ist, hilft das nach den Erfahrungen des DSW enorm, denn so kennt wenigstens einer die Spielregeln.

Wenn sich einzelne Feierabendzocker dann zu Experten für einzelne Branchen entwickeln, hilft das natürlich sehr. „Die Wahrscheinlichkeit, Werte mit Kurspotential auch im richtigen Moment zu entdecken, ist auf jeden Fall größer“, sagt Renate Feller von der DSW.

Weil Gelegenheit unter lukrativen Umständen vielleicht doch Diebe macht – und gegen die Umleitung des Clubvermögens auf ein Privatkonto –, sollte man sich, so die DSW-Empfehlung, absichern. Die depotführenden Banken und Sparkassen sind fast immer sehr entgegenkommend, auch bei der Höhe der Gebühren für Depotführung. In den Kreditinstituten hoffen die Verantwortlichen auf Folgegeschäfte der zufriedenen Amateurbörsianer. Um dem steuerlichen Zugriff zu entgehen, schlägt die DSW vor, die Mitgliederzahl eines Investmentclubs auf 30 zu begrenzen. Dann, so das Finanzministerium, ist keine Körperschaftsteuer zu entrichten. Auch Gewerbesteuer ist bei der privaten Vermögensnutzung nicht zu zahlen. Horst Peter Wickel

„Leitfaden Investmentclubs“

für 5 DM erhältlich bei der Deutschen Schutzvereinigung für

Wertpapierbesitz, Postfach

140243, 40072 Düsseldorf,

Tel.: (0211) 669702