Die schnellen Brüter werden weltweit immer weniger

■ Nur in Rußland läuft noch einer, der Rest ist wegen Pannen und hoher Kosten stillgelegt

Berlin (taz) – Brutreaktoren waren eines der Heilsversprechen der Atomindustrie. Zunächst bauten sie die Atomwaffenstaaten, weil in ihnen effektiv Plutonium erzeugt wird. Plutonium kommt auf der Erde nicht natürlich vor und ist der bevorzugte Spaltstoff für Atombomben und auch in Reaktoren zu verwenden. Dann wurden diverse zivile Brüter projektiert, weil in ihnen neben der Stromerzeugung aus dem häufig vorkommenden, aber praktisch wertlosen Uran-238 das bomben- und AKW-fähige Plutonium-239 erzeugt wird. Die Erzeugung und der Verbrauch von Brennstoff halten sich die Waage – der auf der Erde verfügbare Uranvorrat kann wesentlich länger genutzt werden als mit den üblichen AKW.

Aber Technik und Brennstäbe im Brutreaktor müssen sehr eng gepackt werden, um effektiv Plutonium zu erzeugen. Dadurch ist eine Kühlung mit Wasser nicht mehr ausreichend, das sehr stark wärmeleitende Natrium ist das Kühlmittel der Wahl. Heißes Natrium wiederum brennt an der Luft und explodiert gar, wenn es mit Wasser zusammenkommt. Dies ist auch die Hauptursache für die zahllosen Pannen in Brütern weltweit.

Von den großen schnellen Brütern läuft derzeit nur der 600-Megawatt-Reaktor in Bjelojarsk im Ural nördlich von Jekaterinburg. In den USA wurde das Brüter- Programm durch Präsident Carter gestoppt, vor allem, weil die Plutoniumtechnik Tür und Tor öffnet für die Weiterverbreitung von Kernwaffen. Andere Länder, die große Hoffnungen auf die Brüter gesetzt hatten, sind gescheitert; neben Frankreich unter anderem Deutschland, wo das Milliardengrab SNR Kalkar zum Freizeitpark umgebaut werden soll.

Die größten Hoffnungen hatte Japan auf eine unabhängige Energieversorgung durch schnelle Brüter gesetzt. Ab dem Jahr 2030 sollten sie herkömmliche AKW ersetzen. Doch schon der erste kommerzielle Brüter in Monju ging nur nach vielen Verzögerungen Ende August 1995 ans Netz. Bis dahin hatte der 280-Megawatt-Reaktor etwa acht Milliarden Mark gekostet. Und schon im Dezember 1995 drohte die Katastrophe: Mehrere Tonnen des Natriums traten aus und führten zu Explosionen. Seitdem liegt auch das japanische Brüter-Programm auf Eis. rem