Gedämpfte Stimmung bei Feiern in Sri Lanka

■ 50. Jahrestag der Unabhängigkeit von tamilischem Rebellenangriff überschattet

Colombo (AP/dpa/rtr/taz) – Am 50. Jahrestag der Unabhängigkeit von Großbritannien hat die srilankische Präsidentin Chandrika Kumaratunga gestern ihre Landsleute zu Einheit und Frieden aufgerufen. Auf der offiziellen Feier im Parlament der Hauptstadt Colombo sagte Kumaratunga, die Geschichte biete jedem Land nur eine begrenzte Zahl von Möglichkeiten, zu den Sternen zu greifen. Sri Lanka habe bereits einige Chancen vertan und dürfe diese vielleicht letzte entscheidende Möglichkeit nicht verpassen, den „weisen Weg des Friedens“ einzuschlagen. „Wir sind darin gescheitert, die Träume unserer Freiheitskämpfer zu verwirklichen“, räumte sie ein. Das Jubiläum müsse als „Chance für einen Neuanfang“ gesehen werden. Im Mittelpunkt der Feiern stand gestern eine Militärparade.

Bereits am Vortag hatte das „NGO-Forum on Sri Lanka“, ein Zusammenschluß regierungsunabhängiger Organisationen, an Kumaratunga und die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) appelliert, den seit 15 Jahren andauernden Bürgerkrieg zu beenden. Der Appell blieb jedoch zumindest auf Seiten der LTTE ungehört. Bei einem Überfall mutmaßlicher tamilischer Rebellen auf das Militärhauptquartier in der Stadt Batticaloa, 230 Kilometer östlich von Colombo, wurden gestern morgen mindestens 15 Menschen verwundet. Nach Militärangaben eröffneten LTTE-Rebellen das Feuer mit einem Granatwerfer, als ein Regierungsvertreter während einer Feier die Nationalfahne hissen wollte. Auch ein Militärflughafen sei mit Granaten beschossen worden. Die LTTE-Rebellen kämpfen seit 1983 für einen eigenen Staat im Nordosten des Landes. Dem Konflikt fielen bisher nach Regierungsangaben über 50.000 Menschen zum Opfer. Mehrere hundert starben allein am letzten Wochenende bei schweren Kämpfen.

Die Feierlichkeiten mit rund 1.000 Gästen, darunter der britische Thronfolger Prinz Charles, Außenminister von 16 Ländern sowie zahlreiche Diplomaten, fand wegen der Gefahr tamilischer Anschläge unter den stärksten Sicherheitsvorkehrungen statt, die Colombo je erlebt hat. Die Feiern waren erst letzte Woche nach einem Anschlag mutmaßlicher LTTE- Rebellen, bei dem 16 Menschen starben, aus Sicherheitsgründen von der alten Königsstadt Kandy nach Colombo verlegt worden.

Am 4. Februar 1948 wurde der südasiatische Inselstaat als Ceylon unabhängig und 1972 in Sri Lanka umbenannt. In dem zentralistisch organisierten Staat mit 18 Millionen Einwohnern, mehrheitlich buddhistischen Glaubens, machen die hinduistischen Tamilen 18 Prozent aus. han