Linksparteien fordern Schließung der Fliegerhorste

■ Ministerpräsident Romano Prodi kritisiert die „Rücksichtslosigkeit“ der US-Piloten in Italien

Cavalese (taz/dpa/rtr) – Seinen „tiefen Schmerz“ drückte US-Präsident Bill Clinton seinem italienischen Amtskollegen in einem Telegramm aus und versprach, daß es „nie wieder zu solchen Tragödien kommen wird“ – aber zu den Tiefflügen sagte er kein kritisches Wort, versprach lediglich Unterstützung bei der Aufklärung der Umstände des Unfalls.

Italiens Staatspräsident Scalfaro hat, auch das nahmen die Menschen hier ohne rechtes Zutrauen auf, Ministerpräsident Romano Prodi zu „sofortigem Eingreifen“ aufgefordert. Ob das am Ende Wirkung zeigen wird, ist fraglich, denn, so die Tageszeitung La Repubblica: „Wir müssen uns offenbar noch immer damit abfinden, daß wir den Amerikanern gegenüber ein Volk mit nur beschränkter Souveränitat und Lufthoheit sind.“

Ministerpräsident Prodi hielt seinerseits mit Kritik nicht zurück: Rücksichtslosigkeit sei die Unglücksursache gewesen. Das US- Flugzeug habe sich an keinerlei gesetzliche Begrenzung für Tiefflüge gehalten. All das aber reicht vielen nicht. „Das Mindeste, was wir hätten hören wollen, wäre ein sofortiges, absolutes Verbot dieser Lebensgefährdung. Das Desaster war vorhersehbar, nichts anderes ist die Wahrheit“, sagt die Senatorin Daria Bonfietti.

Die neokommunistische Rifondazione Comunista wiederholte ihre alte Forderung nach einer Schließung des US-Fliegerhorstes Aviano, andere Linksparteien verlangten die Einstellung aller US- Militärflüge über bewohnten Gebieten sowie eine Bestrafung des verantwortlichen Piloten. Das Parlament will in einer Dringlichkeitssitzung über Konsequenzen debattieren. Mehrere Parteien verlangten eine Stellungnahme von Verteidigungsminister Beniamino Andreatta. Dabei soll geklärt werden, wer die Übungsflüge genehmigt und weshalb die Jets so niedrig fliegen dürfen.

Das US-Militär hat vorübergehend alle Tiefflüge in Italien ausgesetzt. rai