Klein-Texas in der Heide

■ Von Kräuterhexendiplom, Königsgräbern und mehrfarbigem Gold: Die Lüneburger Heide geht strategisch auf Touristenfang

„Hier gibt es“, sagt Elke Sellmann von der Bezirksregierung Lüneburg, „viel mehr zu bestaunen als Heideblüten, Schnucken und Schäfer.“Die Landkreise Lüneburg, Celle, Uelzen und Lüchow-Dannenberg haben zwei Jahre vor Beginn der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover eine bislang einmalige Kultur-Tourismus-Aktion auf die Beine gestellt.

200 Aktivitäten für neugierige Wanderer, Kunstliebhaber und „Sachensucher“haben die Fremdenverkehrsstrategen mit den Machern vor Ort zusammengestellt. Die Aktion beginnt am ersten Maiwochenende und läuft bis zum Oktober. In dieser Zeit finden Erlebnishungrige nicht nur spezielle Feste rund um die Heidekartoffel als „gelbes Gold“, sondern auch das „Klein-Texas“im Deutschen Erdölmuseum in Wietze, wo 1859 eine der weltweit ersten Ölbohrungen niedergebracht wurde. Bis 1963 floß das „schwarze Gold“– heute können Touristen durch das ehemalige Ölfeld wandern oder auf der Wietzer Bergbau-Börse Grubenlampen oder Kohlenwasserstoff-Briefmarken tauschen.

Neben Gastronomen, Kunsthandwerkern und Fahrradverleihern sind auch Museumsdirektoren aktiv geworden. Dabei ist zum Beispiel die Sonderschau „Die Heide ist steinreich“entstanden. Horst Löbert vom Landwirtschaftsmuseum Hösseringen nutzt den „harten Kern“vorhandener eiszeitlicher Findlinge und führt die Besucher zu Grabsteinen und Meilensteinen. „Sand und Moor haben die Reichtümer der Region und ihre Geschichte verschleiert. Wir lüften sie“, sagt Regierungspräsidentin Ulrike Wolff-Gebhardt.

Vor 500 Millionen Jahren versumpfte und verdunstete ein Meer in der heutigen Heide. Neue Deckschichten machten Druck und preßten Erdöl und Salzlager aus der Tiefe nach oben: Salz war jahrhundertelang das „weiße Gold“, das Lüneburg reich machte. Im Deutschen Salzmuseum können große und kleine Besucher diese Geschichte im wahrsten Sinn des Wortes begreifen. Salz zum Spielen, Riechen und Schmecken – das bieten die Salztherme in Lüneburg, „salzige“Stadtführungen oder ein historisches „Kopefest“.

Verständlich, daß auch Archäologen an der Schatzsuche beteiligt sind. Im Elbestädtchen Hitzacker haben sie mit historischen Arbeitstechniken bronzezeitliche Langhäuser nachgebaut. Als aktuell erlebbare Urlaubsabenteuer werden dort geboten: Hauswände aus Lehm bauen, Bronzegießen und Feuersteine behauen, Einbaumfahren, Bogenschießen und Getreidemahlen. Exkursionen per Rad zu prähistorischen Königsgräbern, Heilkräuter-Seminare, bei denen ein Kräuterhexendiplom erworben werden kann, Touren zu Wind- und Wassermühlen. „Wir haben uns“, sagt Tourismus-Experte Hartmut Schöberl stolz, „was einfallen lassen“. Karin Toben