Ermutigung vor dem Arztbesuch

■ Bremen hat eine neue Patientenberatung, die von Ärzten, Kassen und Krankenhäusern unterstützt wird

„Herzlich willkommen, ich soll hier künftig an diesem Schreibtisch sitzen.“Noch klingt leises Erstaunen aus der Begrüßung von Pastor Jürgen Moroff, Hausherr der neuen „Unabhängigen Patientenberatung“in Bremen. Ringsum auf den Fensterbänken des hellen, fast noch unmöblierten Büros nicken freundlich VertreterInnen der Ärztekammer, der Krankenkassen und Krankenhäuser, sowie der Gesundheitsbehörde in Bremen. Die vier Institutionen beteiligen sich mit jährlich 70.000 Mark an der Unterhaltung des Büros im Haus der Landesversicherungsanstalt in der Schwachhauser Heerstraße. Einmalig in Deutschland sei das: eine Patientenberatung, die von allen maßgeblichen Leistungs- und Kostenträgern im Gesundheitsbereich unterstützt wird, so Ursula Auerswald von der Bremer Ärztekammer.

Still und heimlich haben Jürgen Moroff und seine Assistentin Heike Ohlrogge ihre Arbeit schon vor einer Woche aufgenommen. Und dennoch hat es mancher Ratsuchende schon mitbekommen. 30 bis 40 Gespräche habe er in dieser Zeit geführt, so der Pastor, der von der evangelischen Kirche für seinen neuen Halbtagsjob freigestellt wurde: mit Menschen, die Hilfe suchen, weil sie sich von ihrem Hausarzt abgefertigt und erniedrigt fühlen, die sich unvorbereitet mit einer neuen Behandlungsmethode konfrontiert sehen, die im Krankenhaus seit Monaten auf ihren Operationstermin warten, die mit ihrer Krankheit bei unzähligen Ärzten waren und „sich von mir den Wunderdoktor erhoffen“, so Moroff.

In zwei Fällen hatte der Patientenberater den Arzt angerufen. Oft aber gehe es um Ermutigung. Für einen selbstbewußteren Auftritt gegenüber dem Arzt. Oder auch für ein Leben mit der Krankheit.

Zweifel an diesem „Beschwerdemanagement“äußerten in der Vergangenheit die beiden anderen PatientInnenberater Bremens, die sich eher als Selbsthilfe-Einrichtungen verstehen. Die Beraterin sei vor allem für die Durchsetzung von Patientenrechten zuständig, so Frau Paul-Bauer vom Gesundheitsladen. Und Andreas Ideker vom Patientenschutz-Verein bezweifelt die Unabhängigkeit der neuen Stelle: „Wir bleiben autonom“. ritz

Die neue Beratungsstelle in der Schwachhauser Heerstraße 34 ist montags bis freitags von 10-13 Uhr und montags bis donnerstags von 15-18 Uhr geöffnet.