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Wand und BodenUnd wie sitzt man auf Donald Judd?

■ Kunst in Berlin jetzt: Maggy Drolshagen, Jeffrey Wisniewski, Frank Lloyd Wright

Eine Serie von sechs Fotografien zeigt eine Black-Panther-Demonstration in New York im gelobten Jahr 1968. Irritierenderweise sind auf den Bildern kaum Schwarze zu sehen. Eine ältere weiße Dame trägt ein Käppi, auf dem die Wörter „peace“ und „etnam“ zu erkennen sind, während weiße Jugendliche, StudentInnen, Hippies auf breiter Front die Straße beherrschen. Schwarze fallen eher unter den Polizisten auf, die die Demonstration begleiten. Hatte die Journalistin Maggy Drolshagen, deren Fotografien derzeit in der Galerie Giedre Bartelt zu sehen sind, einen Knick in der Optik, oder wie erklärt sich dieser seltsame Umstand?

Die heute in Rom lebende Drolshagen war 1968 einunddreißigjährig in die USA aufgebrochen, um in den folgenden Jahren bis 1971 die Studenten- und Jugendrevolte zu beobachten und zu dokumentieren. Ihre Fotografien wirken auffällig kunstlos und beiläufig. In ihren amateurhaft anmutenden Schnappschüssen verleugnet sie nie ihre Beobachterposition am Rande des Geschehens. Nie macht sie das große, symbolische Bild. Weshalb ihre Fotografien dreißig Jahre später auch ausgesprochen glaubwürdig und frisch erscheinen.

Doch, der von Drolshagen fotografierte Black-Panther- Marsch ist echtes 1968, damals konnte und wollte sich das junge weiße Amerika mit seiner schwarzen, ja sogar seiner radikalen schwarzen Minderheit identifizieren – eine Haltung, die heutzutage, im Zuge der kalifornischen Proposition 209 (Verbot positiver Diskriminierung) undenkbar geworden ist. Die Hippies, die auf den Fotografien allenthalben auftauchen, scheinen wirklich Menschen aus einer anderen Welt gewesen zu sein, und damals schlenderte eben auch noch John Lennon mit Yoko Ono die Second Avenue hinunter. Das gab zwar auch einen gewissen Menschenauflauf, wie auf Drolshagens Fotos zu sehen ist, er scheint aber eher von einer familiären Clique verursacht als von hysterischen Fans.

Der Besuch von „Back in the USA. Photographies 1968–71, Vol. 1“ hat tatsächlich etwas vom Wiederanhören einer alten LP, der vertraute Sound erstaunt einen mehr, als man zunächst annehmen wollte. Dreißig Jahre sind offensichtlich eine lange Zeit.

Bis 28.2., Di.–Fr. 14–18.30, Sa. 11–14 Uhr, Wielandstraße 31

„Built in Berlin – Bionomik Nanomatter“ dagegen hat den Touch der Zeitgeist-Ausstellung. Ein Haufen roter Schutzhelme, wie sie Kickboxer tragen, und jede Menge Solarmodule sind auf den ersten Blick die auffälligsten Gegenstände im Gewirr der Installation, die Jeffrey Wisniewski in der daad- Galerie eingerichtet hat. Sie dreht sich im wahrsten Sinne des Wortes – bedenkt man die Eingangssituation mit der am Boden zerfließenden Videoprojektion über eine alte Kirche – um Münster, um ein Münster und Münster, die Stadt.

Da Wisniewskis Teilnahme am letztjährigen Skulpturenpark am Geld scheiterte, stellt er sein Projekt noch einmal im Modell vor. Es schaut poetisch aus, und in der Tat nicht billig. Ein kreuzförmiges Bootshaus sollte auf dem Aasee verankert werden, die Leute sollten sich dort kleine Ruderbötchen nehmen, um auf dem See herumzupaddeln, den eine große Videoprojektion zum natürlich bewegten Bildschirm machen wollte. Vielleicht ganz gut, daß nichts draus wurde, denn Wisniewskis Idee würde man glatt auch einer Event-Marketing- Firma zuschreiben, die für die deutsche Städtereklame arbeitet. Vielleicht war es also nicht so gut, daß der 1964 in Illinois geborene Wisniewski vor seiner Künstler- erst einmal eine Wall- Street-Karriere machte. Er überschätzt den Kapitaleinsatz als Gütekriterium.

Seine anderen Einrichtungen sind löblicherweise bescheiden. Die aus Gegenständen des Versandhandels gefertigten Skulpturen evozieren den Gedanken an gefährliche Expeditionen, auch wenn sie nur auf dem Golfplatz stattfinden. Wisniewski stellt Batterie-Sets („Die Hard“), Salztüten, die Hirsche auf Speed bringen („Deer Co- Caine“), schwarze und weiße Lockenperücken, Solarmodule, knallgelbe Pontons für Wasserflugzeuge, eine Sonnenbank und einen Defibrillator, der beim Herzstillstand zum Einsatz kommt, zu recht ansprechenden Sets zusammen, deren absurdem Technolook man einen gedankenerhellenden Charme nicht absprechen mag.

Bis 1.3., tägl. 12.30–19 Uhr, Kurfürstenstraße 58

Was zwischen Wand und Boden steht, mal ganz konkret – das gibt es bei Raab zu betrachten. Nämlich Möbelentwürfe des Architekten Frank Lloyd Wright aus den Jahren 1899 bis 1939. Die vom Möbelhersteller Cassina nachgebauten Tische, Stühle, Polstersessel und -sofas, die Schreib- und Beistelltische sehen angenehm modern aus, und sie sind – noch angenehmer – dabei denkbar weit von jedem Bauhausstil entfernt. Mehr als an Gropius denkt man an Schinkel, wenn man den Tisch „Allen“ von 1917 betrachtet, der einem moderaten Klassizismus in hellem Kirschbaumholz zeigt. Nur der Schreibtisch „Johnson Wax TM“ von 1936 scheint eine Anpassung an den Stahlmöbelwahn zu sein, allerdings stark in die Richtung einer gerundeten Art deco getrieben.

Überhaupt möchte man den Baumeister des Guggenheim- Museums in New York eher in die Garde der Postmodernen als in die der Modernen stecken. Es ist die alte Geschichte: Großväter und Enkel kommen besser miteinander klar als Väter und Söhne. Und überhaupt sitzt man im „Imperial Tokyo“ (1916 bis 1922), einem roten Lederzweisitzer, wunderbar bequem. Wie sitzt man eigentlich auf Donald Judd?

Bis 14.3., Mo.–Fr. 10–19, Sa. 10–16 Uhr, Potsdamer Str.58 Brigitte Werneburg

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