Strom fürs Öko-Gewissen

■ Bewag und WWF stellen Grünen Tarif vor: Freiwillig mehr zahlen für Solarenergie

Die Bewag nimmt die Ökos in die Pflicht. Der Stromversorger, der sich seit Jahren dagegen sträubt, über einen „Solarpfennig“ und eine geringe Strompreiserhöhung für alle AbnehmerInnen die Solarenergie zu fördern, stellte gestern sein Modell der individuellen Sonnenstrom-Subvention vor. Mit dem Grünen Tarif bietet das Unternehmen die Möglichkeit, mit Beträgen ab 20 Mark die Nutzung von Sonnenenergie einmalig oder jährlich zu unterstützen, wie Bewag-Hauptabteilungsleiter Günter Borch sagte. Der von den Kunden eingezahlte Betrag werde dann von der Bewag verdoppelt.

Mit dieser Initiative wolle die Bewag umweltbewußte Kunden ansprechen, die keine Solaranlage installieren können, sich aber finanziell engagieren möchten, betonte Borch. „Lippenbekenntnisse“ könne jetzt jeder in die Tat umsetzen. Die Verwendung der eingezahlten Gelder wird die Umweltschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) überprüfen und in jährlichen Berichten für die Öffentlichkeit dokumentieren.

Mit Hilfe des Grünen Tarifs sollen Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden oder Plätzen errichtet werden und mindestens 15 Jahre betrieben werden. Borch rechnete damit, daß pro Jahr bis zu 1 Million Mark eingezahlt werden. Dafür müßten 45.000 Haushalte 20 Mark überweisen. Mit dem Bewag-Anteil stünden dann 2 Millionen Mark zur Verfügung. Damit ließen sich Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 170 bis 180 Kilowatt bauen. „Meßbare“ Auswirkungen der Solaranlagen auf den Strommarkt seien frühestens in zehn Jahren zu erwarten, betonte Borch. Der Strompreis bleibe daher von der Initiative unberührt.

Mit dem „Förderprogramm Energie 2000“ subventioniert die Bewag für vier Jahre den Bau von Solaranlagen mit insgesamt 40 Millionen Mark. Im vergangenen Jahr wurden bei vier Solarstrombörsen von 197 Anträgen 119 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 644 Kilowatt bewilligt. Damit ließen sich etwa 200 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgen. Das ist soviel Leistung, wie in den letzten acht Jahren in Berlin bei allen Solarstrom-Förderprogrammen insgesamt installiert wurde. taz, ADN

Für den Grünen Tarif wurde ein Sonderkonto unter der Nummer 20002000 bei der Berliner Bank (BLZ 10020000) eingerichtet. Informationen unter 26716200