Neuer Schlagabtausch im Kinostreit

■ Runder Tisch im Bezirk Prenzlauer Berg soll über alternatives Konzept für Kulturbrauerei beraten. Treuhand-Nachfolge ist aber zu keinen weiteren Zugeständnissen bereit

Die Treuhand Liegenschaftsgesellschaft (TLG) kommt mit ihrem Bauvorhaben auf dem Gelände der ehemaligen Schultheiss- Brauerei im Bezirk Prenzlauer Berg nicht voran. Nach der Einstellung des Bebauungsplanverfahrens und der Rücknahme der sanierungsrechtlichen Genehmigung lehnte das Bezirksamt den Bau des Filmtheaters nun auch nach dem allgemeinen Baurecht ab. Begründet wurde die Ablehnung unter anderem mit dem Hinweis auf unzumutbare Belastungen, zum Beispiel Lärm von mit Autos kommenden Kinogästen oder Besuchern des ebenfalls geplanten Tanzcafés.

Vorgeschlagen wurde statt dessen, alle Beteiligten im Konflikt um die Entwicklung des zirka 25.000 Quadratmeter umfassenden Areals an der Schönhauser Allee an einen Tisch zu bringen, um erneut über ein alternatives Konzept zu diskutieren. Mit in der Runde sitzen soll auf ausdrücklichen Wunsch des Bezirksamts auch der Besitzer des in der Nachbarschaft zur Kulturbrauerei liegenden und im Dezember 1997 als CinemaxX mit 2.814 Plätzen wiedererstandenen früheren Colosseums, Artur Brauner.

Brauner hatte sich zuletzt nach einer Parteinahme des stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden und Bewohners von Prenzlauer Berg, Wolfgang Thierse, empört an die Öffentlichkeit gewandt. Während Thierse bei einer Nichtgenehmigung des Kinos für die Sanierung der gesamten denkmalgeschützten Kulturbrauerei und die 100-Millionen-Mark-Investition durch die TLG schwarz sah, beklagte der Filmproduzent die ihm drohende Konkurrenz durch ein zweites großes Filmtheater im Kiez. „Wenn ich um den Bestand des einzigen Multiplexobjektes in Prenzlauer Berg kämpfe“, schrieb Brauner, „so geht es um meine nackte Existenz und um die meiner Familie.“

Das war dem Geschäftsführer der Treuhand Liegenschaftsgesellschaft, Thilo Sarrazin, zuviel des Guten. Es müsse „geradezu als Beleidigung der Intelligenz in der Öffentlichkeit“ empfunden werden, wenn „so starke Partner“ wie Artur Brauner und der größte Kinobetreiber Deutschlands, der Hamburger Hans-Joachim Flebbe, behaupteten, „mit dem kommerziellen Erfolg des Colosseums verbinde sich für sie ein existentielles Risiko“.

Sarrazin lehnte gegenüber der taz neuerliche Diskussionen um Konzepte für das Brauereigelände mit dem Bezirk grundsätzlich ab. Er hofft auf eine Entscheidung der Senatsbauverwaltung. Dagegen sei zu befürchten, betonte der Geschäftsführer, daß ein geplanter Runder Tisch „nicht durchgehend von objektivem Interesse“ geprägt sei. Auch die Entscheidung der Bezirksverordneten, die noch 1996 einmütig für das Projekt gestimmt hatten und sich nun mit knapper Mehrheit gegen das 1.800 Plätze große Warner-Bros-Kino aussprachen, sei nicht nachvollziehbar. Kathi Seefeld