■ Livebericht von einer spektakulären Neueröffnung
: Rödelheim endlich on top!

Wieder einmal war es soweit, mein lieber Mann: Fresh Restaurantopening! Komplettsizesurrounding! Childrenbetreuung nonstop! Ein wahnsinniger Auflauf, ein starkes Angebot! Knallharte Sturzpreisangebote und Leckereien an jeder Theke! Wow! Was genau war los?

Restaurantleiterin Bulla Amendt eröffnete in Frankfurt- Rödelheim am Main, genauer: Nähe Nidda (Frankfurts Zweitfluß), ein weiteres, ein neues, ein nächstes McDonald's-Restaurant in der – genauer – Guerickestraße 10, mit Streetfest und Tombola, Gummirutschen, Clownsauftritten und Umsonsthamburgern, jeijeijei. Bom-ben-stim-mung! Fullforcefreude, lachende Gesichter, fröhliche Menschen. Endlich ist es da, das langersehnte Schnellrestaurant. Es mußte aber auch sein. Die kulinarische Rödelheimtristesse ist eine schon sprichwörtliche, die Rödelheimer Blutwurst eine Gemeinheit. Die Stimmung schien bereits zu kippen. Immer an den Bedürfnissen der Bevölkerung vorbei kulinieren – das wäre nicht mehr lange gutgegangen. Neinein, da mußte was passieren. Was ist folglich nun der neuste Status quo?

Das Restaurant mit McDrive- Installation, mit Parkplätzen round about twentythree full around the clock und also auch midnight benutzbar, mit An- und Abfahrtschleife, mit dem klassischen, stylistisch bundesweit prägend gewordenen ziegel-japanologischen Giebeldach, mit den rot und gelb gehaltenen serifenlosen Eleganzlettern mit Leuchtkraft mit Wegweis- und Herlotsfunktion für den gehetzten Autofahrer, dies Rapid-Movement-Environment und Schnellrestaurant hat eine besondere Serviceleistung für Gäste, die es eilig haben und vom Fahrzeug aus bestellen möchten, yeah! Wie denn? Na, am Schalter mit Menütafel ordert man seine Bestellung – zackpaff – und erhält diese wenig später am Ausgabeschalter mitnahmebereit verpackt. Und vollspur downtown in die City gebüchst!

Allerdings: Für Gäste, Special guests, die mehr Zeit dabei haben und dickere Bretter bohren, stehen im Restaurant 88 Sitzplätze als Zweier-, Vierer- oder Achter-Kojen, -Boxen und -Vis-à-vis-Seatings zur Verfügung. Über die Einführung von Tischtelefonen wird nachgedacht. Zur Summertime können die Besucher ihre Big- Mac-und-Co-Tüten auch auf der Terasse genießen, die weitere 56 Sitzplätze bietet und Ausblicke in alle Himmelsrichtungen.

Gleich am Eröffnungstag war im neuen Schnellrestaurant obenherum ganz schön was los! Ranfahren, bestellen, mitnehmen, rummsta. Einfach gut! Und, if you like, ausgiebiges Stay-In jederzeit drin! Kein Problem, dafür ist das Schnellrestaurant ja da, hierfür arbeiten Mützenmenschen und immer beste gute Laune verbreitende Tischfeudelaner. Schulklassen klabastern durch die Reihen, Fünfzentner treten von einem Bein aufs andere, Universitätsprofessoren ordern Milchshakes. Rollin' Rödelheim!! As you like! Feel the spirit of free Rödelheim.

Die Bilanz könnte nicht besser sein. Hier schnurrt's. Durch die Bank. Bona vita existat. 1971 öffnete das erste Quick-search-and- find-Restaurant solcher Art auf deutschem Boden seine Tore – dynamisch designte Schwinger aus Stahl und hellem Holz, in Feinabstimmung zu anthrazitfarbenem Boden und wischechten Kachelwänden. Denn Hygiene hat einen Stellenwert. 45.000 Mitarbeiter zählt der väterlich besorgte Mutterkonzern sein eigen, wobei knapp 90 Prozent aller Arbeitsstunden (eine unheimliche Quote!) durch festangestellte, sozialversicherungspflichtige Arbeitskräfte geleistet werden. System-Gastronomie von Rang! Gong.

1998 wird das Jahr Rödelheims. Da könnten wir sogar Gift darauf nehmen. Jürgen Roth