Allein mit Monica Lewinsky

■ Neue Tiefschläge des Sonderermittlers Starr: Bill Clintons Sekretärin soll ausgesagt haben, der Präsident sei mit seiner Praktikantin entgegen allen Beteuerungen mehrmals allein gewesen

Washington/New York (rtr/ AFP/taz) – Die Ruhepause für US- Präsident Bill Clinton ist vorbei: Wenn die Presseberichte von gestern stimmen, dann hat jetzt zum ersten Mal eine Person aus Clintons engerem Umfeld den Präsidenten in der angeblichen Sex- und Meineid-Affäre belastet.

Clinton hatte stets bestritten, mit Lewinsky eine sexuelle Beziehung gehabt zu haben, und ausgesagt, niemals mit ihr allein gewesen zu sein. Die New York Times von gestern jedoch berichtet, Clintons Sekretärin Betty Currie habe ausgesagt, die beiden seien sehr wohl einige Male unter sich gewesen. Das Präsidialamt reagierte empört: Das seien gezielte Unwahrheiten, sagte ein Clinton-Berater.

Currie übergab dem Zeitungsbericht zufolge den Ermittlern auch Geschenke, die Clinton der Praktikantin gemacht und die sie später bei Lewinsky wieder abgeholt habe. Dazu gehörten eine Hutnadel, eine Brosche und ein Kleid. Dies hätten die Anwälte der früheren Angestellten Paula Jones verlangt, die Clinton sexuelle Belästigung vorwirft.

Die Sekretärin sagte der New York Times zufolge aber auch aus, sie wisse nicht, ob Clinton und Lewinsky sexuelle Beziehungen gehabt hätten. Ihr habe der Präsident nur gesagt, er habe Annäherungsversuche Lewinskys abgewiesen.

Fernsehberichten zufolge will Lewinsky nunmehr ihrerseits ein sexuelles Verhältnis zu Clinton einräumen, den Präsidenten aber vom Vorwurf der Anstiftung zum Meineid entlasten. Die 24jährige Ex-Praktikantin im Weißen Haus, Monica Lewinsky, wolle aussagen, oralen Sex mit Clinton gehabt zu haben, berichteten US-Fernsehsender am Donnerstag abend unter Berufung auf Ermittlungskreise. Sonderermittler Kenneth Starr sprach von „sehr wichtigen Fortschritten“, die Untersuchung gehe „sehr schnell voran“.

Clinton selbst widersprach den gegen ihn erhobenen Vorwürfen erneut vehement. Sie seien falsch, sagte er auf eine Journalistenfrage. Wegen der laufenden Untersuchung werde er sich aber nicht näher zu dem Thema äußern.

Unterdessen wurde der stellvertretende Stabschef des Weißen Hauses, John Podesta, vernommen. „Nichts in meiner Zeugenaussage hat in irgendeiner Weise dem energischen Dementi des Präsidenten widersprochen“, sagte Podesta nach seiner Befragung durch die Grand Jury, die über eine mögliche Anklageerhebung entscheidet.

Im Präsidialamt wurde das Bekanntwerden immer neuer interner Informationen aus den laufenden Untersuchungen gestern scharf kritisiert. Jemand habe ein Interesse, dem Präsidenten zu schaden, sagte Clinton-Berater Paul Begala im Fernsehen. „Sie durchbrechen das Ermittlungsgeheimnis jeden Tag, und jedesmal lügen sie“, sagte Begala.

Sonderermittler Kenneth Starr verlangte unterdessen ein direktes Treffen seiner Mitarbeiter mit Lewinsky. Erst dann könne er entscheiden, ob er Lewinsky für eine neue Aussage Straffreiheit anbieten könne, erklärte Starr am Donnerstag in Washington.