USA gestehen Schuld am Unfall

■ Die USA geben eine zu niedrige Flughöhe zu und zahlen den Angehörigen der Opfer des Seilbahnunglücks Soforthilfe. Der Pilot sagt, der Höhenmesser des Kampfjets sei defekt gewesen

Rom (AFP/rtr/taz) – Drei Tage nach dem schweren Seilbahnunglück in den italienischen Dolomiten haben die US-Streitkräfte zugegeben, daß der Pilot des Kampfjets zu tief geflogen ist. Der „Aufprall“ des Flugzeugs auf die Stahltrosse der Seilbahn sei „unterhalb der vorgesehenen Flughöhe geschehen“, erklärte der US- Luftwaffenstützpunkt Aviano. Der Pilot selbst gab „Probleme mit dem Höhenmesser“ als Ursache seines Tiefflugs an.

Der Flugschreiber des Kampfjets wurde unterdessen der italienischen Justiz übergeben. Aus italienischen Militärkreisen verlautete, der Rekorder sei unmittelbar nach dem Unglücksflug ausgebaut worden. Er galt seitdem als vermißt. Die US-Streitkräfte vom Luftwaffenstützpunkt Aviano erklärten weiter, der US-Kampfjet sei zwar innerhalb des rund 18,5 breiten Flugkorridors geflogen, aber von der vorgegebenen „Zentrallinie“ abgewichen. General Guy Vanderlinden habe den Angaben des italienischen Verteidigungsministers Beniamino Andreatta nicht widersprechen wollen, hieß es weiter. Andreatta hatte gesagt, der Pilot sei vom Flugplan abgewichen und zu tief geflogen.

Die US-Streitkräfte versicherten in ihrer Erklärung weiter, sie arbeiteten „voll“ mit den italienischen Behörden zusammen, um die Ursache des Unglücks zu bestimmen. Vanderlinden kündigte an, die USA würden den Familien der Opfer 100.000 Dollar Soforthilfe zur Deckung dringender Ausgaben zahlen.

In Italien hat das Unglück inzwischen zu innenpolitischem Streit geführt. Neokommunisten und Grüne fordern die Aufkündigung sämtlicher Stationierungsverträge für US-Basen. Die oppositionelle Liga Nord wünscht zumindest, daß Italien die bisher durch die USA „offenbar durchgehend eingeschränkte Lufthoheit“ über dem eigenen Land zurückverlangt und Flieger, die die Gesetze verletzen, nicht mehr wie bisher nach dem Nato-Abkommen Stanag in ihrem Heimatland, sondern am Ort ihrer Verfehlung vor Gericht kommen.

Die italienische Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die vierköpfige Besatzung des US-Militärflugzeugs wegen fahrlässiger Tötung. Richard Ashby, der 30jährige Pilot der Maschine, sagte laut der Mailänder Zeitung Corriere della Sera: „Ich wußte nicht mit Sicherheit, auf welcher Höhe ich mich befinde. Der Höhenmesser funktionierte aus einem mir unbekannten Grund nicht richtig.“ Das Seilbahnkabel sei plötzlich vor ihm aufgetaucht. „Ich tat alles, um es zu vermeiden, ich drehte nach links ab, streifte das Kabel aber mit dem rechten Flügel.“ Wenn das stimmt, dann muß er versucht haben, unter dem Seil hindurchzufliegen.