1500 Kilometer bis zum Abpfiff

■ Harburger Sportamt sperrte Platz, Benefizspiel mußte ausfallen

Dreißig Stunden brauchten die Kicker von Sloga Bosanska Otoko bei Eis und Schnee für die 1500 Kilometer lange Strecke nach Hamburg. Es waren einige Strapazen für die Zweitligaspieler aus der westbosnischen 10.000-Einwohner-Stadt. Aber die Reise sollte einer guten Sache dienen. Der Erlös aus dem geplanten Benefizspiel gegen eine Kombination der Vereine Wilhelmsburger SV 1893 und SC Bosna war für ein Kinderheim in Bosanska Otoko gedacht.

Dem Harburger Sportamt war das offenbar egal. Am Freitag um 15 Uhr wurden via Telefon alle Sportplätze im Bezirk gesperrt – auch der geplante Spielort am Vogelhüttendeich in Wilhelmsburg. Dabei hatte der WSV 93 rechtzeitig eine Ausnahmegenehmigung beantragt. WSV-Obmann Joachim Hennig war fassungslos und fragte sich: „Wenn die Behörde nicht einmal für so ein Benefizspiel eine Ausnahme machen kann, wann dann?“

So mußten 500 überwiegend bosnische Zuschauer am Sonnabend ohne Fußball auskommen. Und das, „obwohl der Platz bespielbar war“, wie WSV-Funktionär Hennig meinte. Der Boden war am Spieltag nicht mehr gefroren, zahlreiche Freundschaftsspiele fanden auf Privatplätzen statt. WSV-Betreuer Rasim Islamovic rechnet vor: „Dreitausend Mark hätten wir für bosnische Kinder einnehmen können.“

Doch wenigstens drei angenehme Erinnerungen an die „Sportstadt Hamburg“nehmen die Gäste aus West-Bosnien heute mit auf die Rückfahrt: die Feier mit der berühmten bosnischen Sängerin Demsa Suljakowic und 600 Landsleuten im „Georgswerder Hof“, die freundliche Bedienung im Clubhaus des WSV 93 und das Gastgebergeschenk der Wilhelmsburger – ein Satz nagelneuer Fußballtrikots.

Matthias Greulich