Nonsens bei der Arbeit zusehen

■ Schlurfen, Tändeln, Haken: Helge Schneider in der Musikhalle

Woher und warum kommen diese enthusiasmierten Menschen, die gleich zwei Abende die ehrwürdige Musikhalle füllen? Natürlich feiern sie sich auch selbst und ihren Humor, und ihren Helge kennen sie schon seit Jahren, gern aus der Zeit, „als er noch vor acht Leuten aufgetreten ist“. 1500 sind es heute, Hamburger auch noch, die Helge schön ärgern kann für ihre hanseatische Zurückhaltung und die spitze Aussprache des Buchstaben S, und gestern war er in Uelzen. Damit sind die wichtigsten running gags des Abend beisammen, dazu noch die „Ballade Pour Adeline“, einen Diener und die Justierung des Mikrofons.

Ein Solo-Abend fast, den Helge Schneider unmutig und aufreizend mit einem quälenden Piano-Potpourri beginnt, derweil die Zeit zerrinnt und, wie der Künstler höhnend weiß, „die ersten schon eingeschlafen sind“. Helge verschlurft die Pointen, vertändelt sich in Plauderein, verhakt sich in improvisierten Vorträgen, bis sie im Unfug aufgelöst sind. Bei ihm kann man dem Nonsens bei der Arbeit zusehen: wie anscheinend nichts funktioniert, alles aus dem Ärmel geschüttelt und spontan hingeworfen wird. Das ist Schneiders Täuschung: Seine Komik entwickelt sich aus dem gewollten Unvermögen zur Präzision, des Publikums Unlust zum Hören richtiger Musik, der Abwesenheit von Stringenz und Sinn.

Hutzelig hampelt der Kindmann zwischen Flügel und Wurlitzer-Orgel mit Rhythmus-Programm herum, gibt beiläufig Elvis und Wecker und Mey und Clayderman und Michael Jackson, zerspielt mit Hilfe des Publikums sein „Katzeklo“und holt zu heillos zerfahrenen Exkursen über Bauarbeiter, Beethoven und den banalen Quatsch des Lebens aus.

Gerade hatte man sich darauf eingestellt, Helge werde die feixend angekündigten „vielleicht drei Stunden“vollmachen, da möchte er „hier eigentlich aufhören“und geht zu „dieser Zugabensache“über. Und verschwindet umstandslos. Arne Willander