Betr.: "Ein Fremder ohne Namen"

Bevor nun die Vorvorvorfrühlingssonne Sie samt und sonders völlig in die Arme der „Melodram“-Macher bei der ARD (und nun schon bald auch beim ZDF) treibt, hier unser letzter Aufruf, dem Einhalt zu gebieten. Und zwar mit einem ehrlichen „Clinti“, wie man es in unserer Umgebung manches Mal zärtlich nennt. „Ein Fremder ohne Namen“, Clint Eastwoods erster Regieversuch, ist mächtig inspiriert von Sergio Leones Spaghetti-Western und damit bestimmt das genaue Gegenteil eines Melodrams: Ein einsamer Reiter kommt 1870 in ein kleines Nest geritten, fremd und mißtrauisch beäugt, und, husch, haben wir schon den ersten Showdown beim Friseurladen. Der Fremde streckt dort eben kurz mal bei der Rasur drei junge Männer nieder – sein Bruder fiel als Marschall einst ihrer Mordtat zum Opfer. Doch der gnadenlose einsame Rächer wird nicht etwa vor Gericht zitiert: Die Minengesellschaft heuert den Fremden an. Der macht den Zwerg des Ortes zu seinem Kumpel, schart Freiwillige um sich und beginnt eine blutige Säuberung. Das Faustrecht feiert fröhliche Urständ, kaltblütig, zynisch, brutal. Aber sehen Sie selbst („Ein Fremder ohne Namen“, 23 Uhr, N 3) Foto: ARD