Zypern wählt zweimal

■ Stichwahl zwischen Clerides und Iakovou entscheidet am Sonntag über Präsidentschaft

Berlin (taz) – Bei einer Stichwahl müssen die griechischen Zyprioten am nächsten Sonntag entscheiden, wer für die nächsten fünf Jahre ihr Staatsoberhaupt wird. Am vergangenen Sonntag konnte keiner der sieben Bewerber die notwendigen 50 Prozent aller Stimmen auf sich vereinen. Die beiden Kandidaten mit der höchsten Stimmenzahl stehen deshalb erneut zur Wahl: der amtierende Präsident Glavkos Clerides und sein Herausforderer, der ehemalige Außenminister Georgios Iakovou.

Der liberale Iakovou kam auf 40,6 Prozent der Stimmen, der konservative Clerides erhielt 40,1 Prozent. Iakovou wird von der postkommunistischen AKEL-Partei unterstützt, die allein gut 30 Prozent der Wähler repräsentiert. Außenpolitisch – und dies ist auf der geteilten Insel wahlentscheidend – unterscheiden sich der 78jährige Clerides und Iakovou (59) kaum voneinander. Beide befürworten prinzipiell die Gründung eines gemeinsamen Bundesstaats mit den türkischen Zyprioten, und sie sind beide Verfechter einer engen militärischen Kooperation mit Griechenland, solange Nord-Zypern türkisch besetzt ist.

Iakovou wie Clerides stehen zu der Entscheidung, russische Flugabwehrraketen gegen die Luftüberlegenheit der Türkei zu stationieren, was militärische Drohungen aus Ankara provoziert hat. Die Stationierung ist nun für den August diesen Jahres geplant.

Bei der Stichwahl kommt es auf die Wahlempfehlungen der bereits in der ersten Runde ausgeschiedenen Kandidaten an. Als Zünglein an der Waage wird sich Sozialistenchef Vassos Lyssarides betätigen, der auf immerhin 10,6 Prozent der Stimmen kam. Die Tatsache, daß Iakovou im Wahlkampf argumentierte, ein jüngerer Politiker als Clerides solle Präsident werden, dürfte ihn bei dem 78jährigen Sozialisten nicht unbedingt beliebter gemacht haben. Andererseits wird es Lyssarides auch schwerfallen, seinen jahrzehntelangen Konkurrenten Clerides zur Wiederwahl zu verhelfen. klh