Intime Augen-Blicke

Der Fotograf Frans Lanting vermittelt „Begegnungen mit der Welt der wilden Tiere“  ■ Von Miguel Hoeltje

Zwei fußballgroße bernsteinfarbene Raubvogel-Augen starren von der Wand. Mit ihren riesigen Pupillen scheinen sie gezielt zu beobachten, wen oder was sie vor sich haben. Dem Fotografen dieses Bildes blickten sie direkt in die Kamera. „Ich wollte den Tieren so nah wie möglich kommen, eine Art von Intimität aufbauen, ohne zu verfälschen“, sagt Frans Lanting zu seiner Ausstellung „Auge in Auge – Begegnungen mit der Welt der wilden Tiere“, die heute eröffnet wird.

„Natürlich ist das nur begrenzt möglich“, räumt der gebürtige Holländer ein, „man ist immer auch in einem interaktiven Prozeß. Doch es geht darum, das Tier als Persönlichkeit zu erleben.“

Wie den Bonobo. So fotogen lächelt der Menschenaffe in die Kamera, als habe er sich speziell für die Ausstellung im Gruner + Jahr-Pressehaus in Pose geworfen. Tatsächlich sind die ästhetischen Konfrontationen das Ergebnis langer, geduldiger Arbeit. Wenn Lanting erzählt, wie er tagelang versuchte, einer Lemurengruppe im Wald von Madagaskar zu folgen, die leider „schneller und besser klettern konnte“, wird klar, was gemeint ist, wenn er sagt, seine Bilder seien „die Spitze eines Eisbergs“: „Die Arbeit, die dahinter steckt, bleibt unsichtbar.“Doch das ist es ihm wert: „Ich möchte Tiere in ihrer natürlichen Umgebung festhalten, vor allem für nachfolgende Generationen.“

Denn die „Bedrohtheit der Tiere, die Zerstörung ihrer Lebensräume“liegen dem 46jährigen am Herzen, sie will er dokumentieren. Im Pressehaus ist davon allerdings nichts zu sehen. Die wunderschönen farbenprächtigen Aufnahmen spiegeln keinen Untergang wider, sagen nichts über Artensterben und umkippende Ökosysteme. „Dies ist eine sehr limitierte Ausstellung mit einem spezifischen Thema“, erklärt Lanting. „Wir wollten Tiere als Persönlichkeiten zeigen. Dabei gehe ich nicht auf ökologische Zusammenhänge ein.“

Sehr wohl aber in seinen anderen Arbeiten. Frans Lanting, aktives Mitglied im World Wildlife Fund, ist Verfasser mehrerer Bücher, in denen diese Aspekte keineswegs zu kurz kommen: „Ich bemühe mich dort immer, zu zeigen, inwieweit und auf welche Art der Mensch als Teil eines Systems Einfluß auf das Leben und Sterben der abgebildeten Tiere hat.“

„Auge in Auge“ist bis zum 8. März im Gruner + Jahr-Pressehaus, Am Baumwall 11, täglich von 10 bis 18 Uhr, mittwochs von 10 bis 20 Uhr zu sehen.