Polizei schlägt sich um Stöcke

■ Polizeigewerkschaft will asiatische Selbstverteidigungswaffe: Keine Gefahr, da die Beamten zugehörige Kampftechniken nicht lernen sollen. Kritiker befürchtet höhere Verletzungsgefahr

Die Bereitschaftspolizei soll nach Willen der Gewerkschaft der Polizei (GdP) mit dem sogenannten Mehrzweckstock (MS) ausgerüstet werden. Die „Defensivwaffe“, wie sie GdP-Presseprecher Klaus Eisenreich nennt, ist auch unter dem Namen Tonfa bekannt und wird von Sondereinsatzkommandos (SEK) benutzt.

Die Forderung nach Ausrüstung der Bereitschaftspolizei mit 400 MS stellte der Landesbezirksvorsitzende der GdP, Eberhard Schönberg, in einem Brief an Innensenator Jörg Schönbohm (CDU). Darin heißt es unter anderem, im Rahmen des Bund-Länder-Abkommens sei „es vorgesehen, die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten der BP mit dem MS auszustatten“. Die Polizeiführung, so die GdP weiter, beabsichtige, die Mehrzweckstöcke abzulehnen, da sie dies „als Aufrüstung“ ansehe. Von der Polizeiführung war gestern keine Stellungnahme zu erhalten.

Polizeikritiker Otto Diedrichs sieht im Einsatz der Tonfas eine Gefahr. Der Tonfa, ursprünglich eine asiatische Selbstverteidigungswaffe, besitze eine größere Schlagkraft als normale Stöcke und bedeute größere Verletzungsgefahr. Die Ablehnung sei daher „sehr vernünftig“, so Diedrichs.

Uwe Hundt vom Landesvorstand der GdP sieht diese Gefahr nicht. Gleichzeitig mit der Einführung der MS fordere die Gewerkschaft schließlich eine vierzehntägige Ausbildung, die zwar den richtigen Einsatz zeige, aber nicht die Kampftechniken, also das berüchtige Im-Kreis-Schleudern lehre. Auch solle nicht das „paramilitärische Prügelinstrument mit Stahlkappe“ eingeführt werden, sondern nur die Kunststoffversion ohne Stahl. An einen Einsatz sei besonders bei Demonstrationen gedacht, erläuterte Hundt. Mit dem Tonfa könne ein einzelner Polizist bei geschickter Handhabe einen Demonstranten abführen, und zwar ohne die üblichen Rangeleien. Eine Umfrage habe ergeben, daß bis auf die Länder Hamburg, Bremen, Brandeburg und Berlin alle den MS auch außerhalb der SEK einsetzen.

Erst Ende Dezember kam es in Hamburg zu Ermittlungen gegen einen Beamten, der bei einer Demonstration einen privat angeschafften Tonfa mit sich trug. Elke Eckert