Cave consilium Von Carola Rönneburg

Zwanzig Mark zahlt die B.Z. ihren Leserinnen für „wertvolle Haushaltstips“, die jeden Sonntag in der Rubrik „Frauen raten Frauen“ erscheinen. Ilse Riebe zum Beispiel erhielt zwanzig Mark für diesen Kniff: „Wenn ich nur eine kleine Menge Fett oder Schokolade im Wasserbett schmelzen will, nehme ich dafür eine Suppenkelle“, teilt sie mit. „Man braucht sie nur kurz in das heiße Wasser zu halten.“ Diese zwanzig Mark scheinen mir ehrlich verdient. Wer eine kleine Menge Fett oder Schokolade in eine hierfür viel zu große Schüssel gibt, um die besagte Menge Fett bzw. Schokolade im Wasserbett zu schmelzen, kann eine böse Überraschung erleben. Eine nicht geringe Menge Fett (oder Schokolade) bleibt hängen, und zum Schluß ist die verwendete Menge Fett womöglich untergewichtig und die Einpersonenmousse au Chocolat gelingt nicht. Der interessante Hinweis einer anderen Leserin, „daß sich Kalkflecken im Badezimmer ganz einfach mit einer aufgeschnittenen Zitrone beseitigen lassen“, ist mit zwanzig Mark sogar unterbezahlt, finde ich. Vor allem in Berlin, wo aufgrund der Wasserhärte Kalkstalagtiten und -miten in Badezimmern zu wachsen beginnen, sobald man nur einmal wegguckt.

Aus aktuellem Anlaß möchte ich aber vor gewissen wertvollen Hinweisen gegen zwanzig Mark Honorar ausdrücklich warnen. Die Schädlichkeit mancher läßt sich leicht erkennen; etwa wenn da jemand schwärmt, weiße Champignons behielten „ihre schöne Farbe“, wenn man sie (weia!) „drei Stunden vor der Zubereitung in viel Wasser und einen Eßlöffel Mehl einlegt“.

Nein, das muß nicht sein. Was aber tun mit Tips wie diesem? „Leichte Verschmutzungen bei Wildleder entferne ich schnell und preiswert mit Teppichschaumreiniger.“ Anwenden, wie ich es tat? Nachdem ich im Schlußverkauf eine herrliche, wie für mich gemachte Wildlederhose erstanden hatte, die harmlose, aber sichtbare Verunreinigungen an den Taschennähten und dort, wo meine Knie gelagert sind, aufwies? Einfach so, wie vorgeschlagen und auf der Dreiliterflasche Teppichschaumreiniger ausgewiesen, Schaum auf die entsprechenden Stellen sprühen und eintrocknen lassen?

Wenn Sie das tun, werte Leser und Leserinnen, wenn sie frohgemut Ihre neue Lieblingshose mit Teppichschaumreiniger einsprühen, passiert dies: Nachdem die Hose vorschriftsmäßig getrocknet ist, haben Sie es eilig. Ein Termin drängt, der auch mit Ihrer wirklich gut sitzenden Hose zu tun hat. Einen derart behandelten Teppich sollten Sie jetzt laut Anweisung mit dem Staubsauger bearbeiten. Also legen Sie die Hose auf den Boden, werfen Ihren Staubsauger an und heulen über Ihr Kleidungsstück hinweg, mehrfach.

Nach sorgfältiger Staubsaugerei sind die leichten Verschmutzungen aber keinesfalls verschwunden. Darüber hinaus lassen sich die Teppichschaumreste nicht entfernen. Auch nicht, wenn man die Hose in ein Wasserbad legt.

Ich komme zum Schluß meiner Anklageschrift: Wer diese Art von Haushaltstips abgibt, sollte keine zwanzig Mark erhalten. Die betreffende Dame sollte vielmehr zwanzig Mark an jede zahlen, die ihren Rat befolgt hat. Und vielleicht noch einen mit der Suppenkelle verpaßt bekommen.