Frauenpower vom Ramschtisch

■ Sie singt wohl nur eine Saison: der Erfolg der Amerikanerin Meredith Brooks, die gerne Hausfrau und Hexe in einem wäre

Meredith Brooks wurde 1997 beinahe das, was 1996 Alanis Morissette war: die pseudo-freche, pseudo-provokante und pseudo-kämpferische Klampfenfrau als „Rollenmodell“. Ihr Hit hieß „Bitch“und teilte der modernen Frau mit, daß sie als Geliebte, Hausfrau und Mutter durchaus auch mal die Hure sein darf – und zwar, weil sie es will.

Blurring The Edges heißt das Debüt-Album, und es handelt natürlich auch von der üblichen Genese einer Musikantin aus Leidenschaft, die sich jahrelang in kleinen Clubs durchschlagen mußte, aber ihr Selbstvertrauen nie verlor, schon gar nicht nach der Heirat mit einem Restaurant-Betreiber. Nicht peinlich findet die „Leadgitarristin“Binsenweisheiten von der Interview-Stange: „Wir haben es alle irgendwann mit Drogen versucht. Aber nur unsere spirituelle und intellektuelle Entwicklung kann unser wahres Ziel sein.“Potzblitz. Meredith Brooks ist eine von vielen, deren Frauen-Power in den Media-Märkten der Welt für eine Saison verramscht wird und mit appetitlichem Video von MTV und Viva totgedudelt. Das ist das einzige Nuttige an dieser ganz und gar konventionellen Frau, die nicht mal exhibitionistisch die eigene Vergewaltigung ausbeutet wie Tori Amos, die auf dem Schrecken der Vergangenheit immerhin eine komplette Karriere gegründet hat. Daß sich der Stumpfsinn hier in fröhlicher Hymnenhaftigkeit mit dem üblichen hysterischen Elektro-Rabatz im Hintergrund ergießt, ist ein weiterer Grund für den geheimnislosen Erfolg des Frauen-Klampfen-Modells. Blurring The Edges ist ein erschütterndes Mahnmal der Talentlosigkeit, von Produzenten sinn- und lieblos durchgenudelt, mit plärrenden Arrangements und gräßlichem Gesang fürs Adult-Radio zugerichtet.

Brooks beschwört die heilende Kraft der guten alten Rockmusik; entsprechend die Banalität ihrer Sujets: Mal besingt sie den Kram, den sie so braucht, dann ihre kleine Stadt, schließlich den Geburtstag an sich. Höhepunkt der Lyrik ist der Schluß-Song „Wash My Hands“. Mal wieder den Abwasch machen! Oder es mit Drogen versuchen.

Arne Willander

Do, 12. Februar, 20 Uhr, Markthalle