Goldiger Passivkiffer

■ Snowboarder Rebagliati wird erster wegen Marihuana disqualifizierter Olympiasieger

Nagano (dpa/taz) – Zumindest 24 Stunden lang ist der Snowboarder Ross Rebagliati (26) der erste wegen Dopings disqualifizierte Olympiasieger in der Geschichte der Winterspiele. Überhaupt ist der Kanadier der erste Sportler, der wegen Marihuana ausgeschlossen wurde. Die leistungssteigernde Wirkung von Haschisch ist zwar höchst umstritten, das Kraut steht nichtsdestotrotz aber auf der Dopingliste. Trotzdem stimmte das Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) bei zwei Enthaltungen nur knapp mit 3:2 für den Ausschluß. Und das auf Empfehlung der Medizinischen Kommission, die sich selbst erst nach stundenlangen RebagliatiFoto: Reuters

Diskussionen zum 13:12-Entscheid durchringen konnte. Ein Grund: Der eh niedrig angesetzte Grenzwert von 15,0 Nanogramm Marihuana-Metaboliten wurde mit 17,8 mg nur wenig überschritten. (siehe Interview!)

„Ganz klar, ich habe für Disqualifikation gestimmt“, freute sich das deutsche IOC-Mitglied Thomas Bach, während sich Juan Antonio Samaranch wohlweislich der Stimme enthielt. Schließlich hatte der IOC-Präsident die Aufnahme der Fun-Sportler ins olympische Programm betrieben, um seiner Veranstaltung ein moderneres, jüngeres Gesicht zu geben. Daß man sich da nicht nur asketische Leistungssportler einhandelt, dürfte klar gewesen sein.

Derweil ließ Rebagliati von seinem NOK vermelden, „daß er im April 1997 zum letzten Mal Marihuana geraucht hat“. Er habe aber vor dem Abflug nach Japan in Calgary an einer Abschiedsparty teilgenommen, bei der gekifft worden sei. Da hatte Bach einen guten Rat für den Ex-Olympiasieger: „Ich bin auch gern einmal flippig, halte aber die Spielregeln ein.“

Kanadas Team hat gegen die Entscheidung Berufung eingelegt. Der Gerichtshof des Internationalen Sports (CAS) muß innerhalb von 24 Stunden entscheiden.