Papierindustrie ist nicht von Pappe

■ Nach Jahren des Verfalls steigen Produktion, Export und Preise von Papier und Pappe wieder. Der Branche fehlt der Nachwuchs

Berlin (taz) – Kaum zieht die deutsche Konjunktur leicht an, geht es auch der Papierindustrie wieder besser. Denn haben Unternehmen mehr Aufträge, drucken sie mehr Werbung und Prospekte, verbrauchen also mehr Papier. „Der Absatz in Klopapier ist immer gleich“, sagt Gregor Geiger, Sprecher des Verbandes Deutscher Papierfabriken (VDP). Aber jetzt haben auch die Hersteller von Druck- und Spezialpapieren wieder volle Auftragsbücher.

Schon im vergangenen Jahr haben die deutschen Papierhersteller acht Prozent mehr Papier und Pappe hergestellt als 1996. Die 47.000 Beschäftigten der Branche strichen und preßten 15,9 Millionen Tonnen Papierprodukte im vergangenen Jahr. Vor allem im Ausland konnten die größtenteils mittelständischen Hersteller ihre Ware besser absetzen. 7,4 Millionen Tonnen exportierten sie, das sind 17 Prozent mehr als 1996. Der Umsatz der 98 im Papierverband organisierten Unternehmen stieg um sechs Prozent auf 19,3 Milliarden Mark.

„Mit Zuversicht“ gehen deswegen die Papierfabrikanten in dieses Jahr, sagte gestern Hans-Michael Gallenkamp, Präsident des VDP. Zuversichtlich ist er vor allem, daß die Papierpreise wieder einmal steigen werden. Denn dank der „sehr guten Nachfrage“ (Geiger), können die Papierhersteller den Abnehmern die Preise diktieren. Bis vor rund einem Jahr war dies andersrum: Die Industrie wurde ihre Pappe nicht los, und die Käufer konnten die Preise drücken. So sanken die Preise vom Indexwert 100 aus dem Jahr 1991 auf 81,7 Punkte im vergangenen Jahr.

Dabei ist Zellstoff relativ günstig zur Zeit. Zwischen 560 und 590 US-Dollar kostet die Tonne Nadelholz-Zellstoff. „Aber die Preise ziehen wieder an“, sagt Geiger. Schließlich steigt auch für den Rohstoff die Nachfrage. Der Zellstoffpreis macht 85 Prozent des Preises für Druckpapiere aus. Für Hersteller dieser Massenware ist es daher günstig, den Zellstoff selbst zu produzieren.

Das jedoch können sich nur große Unternehmen leisten. Geiger erwartet, daß in diesem Jahr weiter fusioniert wird. 57 Prozent der deutschen Papierunternehmen sind bereits mehrheitlich in ausländischer Hand. Die Großen der Branche kommen aus Schweden (Stora), Finnland (UPM-Kymmene), Südafrika (Sappi) oder Singapur (April).

Weit mehr Sorgen bereitet dem VDP der Nachwuchs. Dringend benötige die Branche Facharbeiter und Ingenieure. Es interessieren sich zuwenig Menschen für einen Papierberuf, um den Bedarf in den Unternehmen zu decken. ufo