Die Börsen nehmen den Euro vorweg

Analog zum Deutschen Aktienindex Dax soll künftig der „Stoxx“ Auskunft über die Kursentwicklung europäischer Aktien geben. Mit der Währungsunion wird Europa für die Anleger ein einheitlicher Markt  ■ Von Nicola Liebert

Berlin (taz) – Passend zur gemeinsamen europäischen Währung könnte es bald eine gemeinsame europäische Börse geben. Den ersten Schritt dazu machten am Dienstag abend die Börsen Deutschlands, Frankreichs und der Schweiz gemeinsam mit dem New Yorker Börsendienst Dow Jones, indem sie neue Aktienindizes vorstellten: Im „Dow Jones Euro Stoxx 50“ wird die Kursentwicklung der 50 wichtigsten Unternehmen aus den elf wahrscheinlichen Teilnehmerstaaten der europäischen Währungsunion dargestellt. Der „Stoxx 50“ wird auch Aktien aus anderen europäischen Ländern wie Großbritannien und der Schweiz aufführen.

Am 26. Februar sollen die Indizes zum ersten Mal notiert werden. Stoxx 50 und Euro Stoxx 50 werden von zwei Indizes mit 666 beziehungsweise 326 Aktien im engeren Euro-Raum ergänzt. Dazu kommen noch 19 Branchenindizes. Außerdem planen nun die Terminbörsen in Frankfurt, Zürich und Paris ihren Zusammenschluß.

Schon gleich zu Beginn der Europäischen Währungsunion am 1.1.1999 wollen die Börsen der Teilnehmerstaaten den Aktienhandel in Euro abwickeln. Für die Anleger fällt jegliches Währungsrisiko weg, und die Kurse werden direkt vergleichbar. Mit 3.400 Unternehmen entsteht so der drittgrößte Aktienmarkt der Welt nach New York und Tokio, für den der Stoxx den Anlegern die Orientierung bieten soll.

Aus Deutschland sind neun Unternehmen im Stoxx vertreten: Allianz, Bayer, Daimler, Deutsche Bank, Telekom, RWE, Siemens, Veba und Mannesmann. In dem weniger Länder umfassenden Euro Stoxx kommen noch Metro und Lufthansa dazu. Ausschlaggebend für die Auswahl sind der Börsenwert des Unternehmens, die Umsatzhöhe der Aktie und die Streuung der Branchen und Länder. Weil zum Beispiel die deutsche Automobilbranche durch Daimler schon stark vertreten ist, fiel Volkswagen als zweitgrößter deutscher Konzern aus der Liste heraus.

Großanleger wie Versicherungen oder Aktienfonds investieren bereits verstärkt in Aktien aus dem europäischen Ausland. Die zur Dresdner Bank gehörende Fondsgesellschaft DIT etwa kündigte die Gründung neuer Aktienfonds an, die in ihrer Zusammensetzung den neuen Euro-Indizes entsprechen.

Die europäischen Aktiengesellschaften werden sich im Wettbewerb um Kapital künftig stärker gegen Konkurrenten in ganz Europa behaupten müssen. Die Methode, um durch höhrere Gewinne die Aktionäre zu beeindrucken, ist bekannt: Die Unternehmen restrukturieren, auf deutsch, sie bauen die Belegschaft ab.