Roeder als peinliche Panne

■ Ehemaliger Stabschef der Hamburger Führungsakademie im Bundeswehr-Ausschuß. Einladung an Rechtsextremisten Roeder war "peinliche Panne". Vorgesetzten nicht informiert

Bonn (taz) – Als „sehr peinliche Panne“ hat der ehemalige Stabschef des Hamburger Führungsakademie, Oberst Norbert Schwarzer, gestern den Akademievortrag des Rechtsextremisten Manfred Roeder gegenüber dem Bundeswehr- Untersuchungsausschuß in Bonn bezeichnet. Er habe es jedoch nicht für nötig gehalten, dem Kommandeur Meldung davon zu machen, und gehofft, der Vorfall werde „irgendwann in Vergessenheit geraten“.

Schwarzer begründete seine Entscheidung damit, daß Roeder sich bei seinem Vortrag im Januar 1995 nicht extremistisch geäußert habe: „Weder gab es eine rechtsradikale Gedankenwelt noch Worte, noch Taten.“ Oberst Schwarzer erklärte, er habe lediglich einen Aspekt nicht ausreichend berücksichtigt: „Welche Wucht eine Presseberichterstattung entfesseln kann.“ Wenn er die Gefahr gesehen hätte, daß die Nachricht von dem Roeder-Vortrag öffentlich bekannt werden könnte „und damit Schaden für die Akademie entsteht“, dann hätte er sich eigener Aussage zufolge anders entschieden. Der Chef des Stabes war im Mai 1995 „aus mehreren Quellen in engem zeitlichem Abstand“ von Offizieren der Akademie über den geistigen Hintergrund Roeders informiert worden. Er sei sehr erschrocken darüber gewesen, „daß diese Person sich bei uns ans Rednerpult geschlichen hatte.“ Nach Beratungen mit Angehörigen seines Stabes sei er jedoch überzeugt gewesen, daß es sich um einen „einmaligen Vorgang“ gehandelt habe. Deshalb habe er Kommandeur Hartmut Olboeter nicht unterrichtet: „Ich wäre ein armseliger Chef des Stabes gewesen, wenn ich alle Nebensächlichkeiten meinem Chef gemeldet hätte.“ Manfred Roeder hatte an der Führungsakademie über die Wiederansiedlung von Rußlanddeutschen in das Gebiet des ehemaligen Königsbergs gesprochen. Schwarzer widersprach der Äußerung von Verteidigungsminister Volker Rühe, schon allein bei diesem Thema hätten Alarmglocken klingeln müssen. „Dieses Thema war damals im allgemeinen Interesse. Es war hochaktuell.“ Auch der parlamentarische Staatssekretär Horst Waffenschmidt habe sich für die Rußlanddeutschen eingesetzt. Gegen Schwarzer läuft ein Disziplinarverfahren. Bettina Gaus