Statt-geschädigt und heimatverbunden

■ Hardrahts Bilanz: Warum er geht, und was ihm noch im Magen liegt

Die Selbstauflösung der Statt Partei „ist nicht ohne Einfluß auf meine Entscheidung gewesen“, gab der Noch-Justizsenator Klaus Hardraht gestern endlich zu. Für die Umsetzung von Ideen und Reformen brauche man „die Stabilität der tragenden Mehrheit“. Und die sei mit der Statt Partei, deren „politisches Gewicht in den letzten Monaten nicht gerade gewachsen ist“, eben nicht gesichert.

Trotzdem habe er als parteiloser, von Statt berufener Senator keine Benachteiligung hinnehmen müssen. Der Posten des sächsischen Innenministers im CDU-regierten Kurt-Biedenkopf-Land ist für den zum 1. September scheidenden Senator einfach die größere Herausforderung. Aber es gab in Hardrahts Bilanz neben üppig ausgefallenem Lob für den Senat und seine eigene Behörde auch Schimpfe: Über die sogenannte „Abhöraffäre“ – die Staatsanwaltschaft hatte Protokolle mitgehörter Gespräche unrechtmäßig aufbewahrt und an Dritte weitergeleitet – sei er noch immer „tief betroffen“. Auch daß der Abdruck der Spitzelberichte „ohne jede Kritik in der Öffentlichkeit“ hingenommen wurde, „kreide ich Hamburg an“.

Über seine Nachfolge macht sich Hardraht aber offenbar keine großen Sorgen. Die „Pflöcke“ für Modernisierungen in seiner Behörde hätte er „tief eingeschlagen“. Aber ein „Volljurist“ solle der nächste Justizsenator schon sein. Außerdem wünscht er sich, „eine Fortsetzung der von mir geführten Personalpolitik“, die der Kompetenz vor dem Parteibuch den Vorrang gab.

Mit alten Seilschaften und SPD-Versorgungsposten-Geklüngel wird sich „King Kurts“ Neuer im CDU-Sachsen nicht herumschlagen müssen. Dafür aber mit einem ausgeprägten Mißtrauen gegenüber West-Importen; wohl mit Blick auf Dresden beeilte sich Hardraht schon mal zu sagen, daß er sich „auf die Rücckehr in seine eigentliche Heimat“ freue. Zwar habe er im zarten Alter von viereinhalb Jahren Sachsen verlassen, aber seither „starke familiäre Beziehungen“ gepflegt. Der ultimative Herkunftsnachweis: Einmal wurde seine Mutter – in Berlin – in die Schule zitiert, weil man Klein-Kläuschens sächsisch eingefärbtes Englisch nicht verstand. Sowas, das weiß jeder Hobby-Psychologe, prägt einen Menschen mehr als 20 Jahre Hamburg. Silke Mertins