Auf dem Weg zur Privatuni Grohn

■ Rice University und Senat setzen knappen Zeitplan bis 2000

Die Uhr tickt für ein ehrgeiziges Projekt: Wenn sich alle offenen Fragen klären lassen, werden schon im Herbst 2000 die ersten Studenen und Forscher die Arbeit in der Internationalen Universität auf dem Kasernengelände in Bremen-Grohn aufnehmen. Der Bremer Senat und die Rice University in Houston, Texas, haben eine Grundlagenvereinbarung über die Gründung einer privaten Hochschule abgeschlossen. Eine gemeinsam mit amerikanischen Partnern betriebene Internationale Universität wäre einmalig in Deutschland. Dieses Projekt genießt jetzt auch offiziell im Senat Priorität gegenüber einem Umzug der Hochschule Bremen nach Grohn.

„Sowohl in der Rice University als auch von Vertretern der texanischen Wirtschaft wurde sehr lebhaftes Interesse geäußert“, berichtete Wissenschaftssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) gestern direkt nach ihrer Rückkehr aus den USA, wo sie gemeinsam mit Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) und dem Rektor der Universität, Professor Jürgen Timm, dem Bremer Mathematik-Professor Heinz-Otto Peitgen und drei Spitzenbeamten die Gespräche führte.

Für Rice wäre Grohn ein Brückenkopf, um an europäische Forschungsvorhaben heranzukommen und seinen Studenten eine internationale Ausbildung anzubieten. Das Rice University News Office schreibt auf seiner Internet-Seite, die Bremer Universität sei ein anerkanntes Zentrum für fortgeschrittene mathematische Forschung. Die neue Hochschule biete Kooperationschancen.

Beide Seiten vereinbarten, die nach Kahrs' Angaben „sechsstelligen Planungskosten“je zur Hälfte zu tragen. Rice schickt für ein Jahr zwei Wissenschaftler nach Bremen, um das akademische Programm der neuen Uni zu planen, die einmal 1.200 Studierende aufnehmen soll. Unterrichtssprache ist englisch, Studiengebühren sollen erhoben werden. Im September 1998 könnten das Gründungskuratorium benannt und die Stelle des Universitätspräsidenten ausgeschrieben werden. „Der Zeitplan ist sehr anspruchsvoll“, kommentierte Senator Hattig.

Eine bloße Kopie, ein „Rice in Grohn“, werde es nicht geben, sagte Kahrs. Vielmehr sollten Elemente des deutschen und des amerikanischen Hochschulsystems kombiniert werden. Alle Beteiligten beteuerten gestern, die neue Universität dürfe nicht auf Kosten der bremischen Hochschulen gehen. Die Amerikaner wollten auf jeden Fall nur eine Einrichtung, die sich auch selbst trägt, sagte Hattig. jof