Wettkampf statt Wettkrampf

■ Anlauf zum 2. Hamburger Jedermann-Zehnkampf Von Timo Hoffmann

Mancher bestaunt die Leichtathletikgötter bequem vorm TV, andere durchschnittlich Trainierte aber machen es den Super-Sprintern und -Springern nach: Für den 2. Hamburger „Jedermann-Zehnkampf“ am 26. und 27. August auf der Jahnkampfbahn im Stadtpark üben jeden Montag abend rund 30 Leichtathleten, denen Technik, Rekorde und Medaillen nicht so wichtig sind.

Stabhochsprung beginnt hier schon in Bauchnabel-Höhe, und beim Diskus-Wurf genügt auch eine halbe Drehung statt zwei wie bei den Profis: Bei den „Jedermännern“, wie sich auf der Jahnkampfbahn sogar die wenigen Frauen selber nennen, steht der Spaß und das Miteinander im Vordergrund. Der österreichische Olympia-Teilnehmer Georg Werthner erfand vor zehn Jahren den Zehnkampf für alle neu. Bundesweit finden pro Jahr schon zehn Events dieser aufstrebenden Wettkampf-Art statt. Der Hamburger Leichtathletik-Trainer Frank Hörhold fuhr jahrelang zu Jedermann-Zehnkämpfen nach Wien, Berlin und anderswo. Wie der Hamburger Leichtathletik-Verband (HLV) 1994 einen Zehnkampf organisierte, fand Hörhold „ziemlich schwach und ohne daß viel geboten wurde“.

Nun veranstaltet Hörhold gemeinsam mit dem HSV das Jedermann-Ereignis. Nach Schwerin und Kiel will er auch Hamburg zu einer festen Laien-Zehnkampf-Stadt machen. Und damit das Ganze auf der hübsch gelegenen Jahnkampfbahn auch noch den Hauch von Professionalität bekommt, bestehen die „Jedermänner“ auf einem professionellen Ambiente mit Stadionsprecher, elektronisch gemessenen Laufzeiten und automatischer Anzeigetafel. Und natürlich auch auf die Siegerehrung mit Treppchen. „Sogar Rekorde würden hier anerkannt“, freut sich der 44jährige Feierabend-Jogger Odin Maaß, der mit ein paar Kollegen im Stadtpark trainiert. Damit der Wettkampf nicht zum Wettkrampf wird, lassen die Fun-Leichtathleten die Zügel anderswo schon mal etwas lockerer: „Knallharte Kampfrichter haben wir nicht. Wenn einer beim Weitsprung dreimal übertritt, nehmen wir das auch nicht so eng“, verrät Matthias Jacobsen, ein Mitstreiter Odins. Was er am Jedermann-Zehnkampf noch toll findet: Die Vielseitigkeit und die Spannung beim Wettkampf: „Weil jeder seine Vorzüge woanders hat, verschieben sich die Plazierungen auch sehr schnell wieder“, erklärt Jacobsen, der wegen einer Zerrung diesmal nur auf der Tribüne mitzittern kann. Auf 80 Teilnehmer hofft Trainer Frank Hörhold trotzdem, denn: „Eigentlich kann jeder gesunde Mensch, der auf der Straße geht, diesen Wettkampf schaffen.“