Mit der Poesie eines Serienkillers

■ Das New Yorker Trio Loudspeaker walzt metallische Großstadtneurosen breit

Die verstorbene New Yorker Lärminstanz Pussy Galore entpuppt sich post mortem als nicht versiegende Quelle musikalischer Größe. Nach Boss Hog und Jon Spencer Blues Explosion meldete sich ein weiterer Verwandter zu Wort: Kurt Wolf, Ex-Galore-Gitarrist, konturierte die Ur-Besetzung des wuchtigen Big-Apple-Aufbruchs Loudspeaker. Voll metallischer Schwere wurden auf Supernatural Großstadtneurosen breitgewalzt. Der nie verdummende John Peel lud die nach NME-Bekunden „wilde Poesie eines Serienkillers ausschwitzende“ Band zu seinen gepriesenen Sessions ein – eine ruhmreiche, erfolglose Zukunft stand ins Haus.

Doch dann ging das Quartett in seine zweite Inkarnation und gebar sich als Trio wieder. Was die bis auf Gitarrist und Sänger Matt Borruso neuformierten Loudspeaker auf ihrer zweiten LP Rubbernecks vs Tailgaters ausschwitzen, hat bis auf eine ernstzunehmende Härte wenig mit dem Vorgängermodell gemein. Mit beängstigender Trio-Energie tauchen die New Yorker klaustrophobischen Rock und Urban Blues tief in Hardcore. Dazu schreit Borruso gedrückt, bis die musikalischen Strukturen metallisiert werden. Bildlich hilft das Trio mit griffigen Assoziationen. Das Cover der letzten LP zeigt einen mit dem Ertrinken kämpfenden Sumo-Ringer, die Rückseite spricht mit der gepolsterten Wand einer Gummizelle noch deutlicher.

In einem solchen Raum wären auch Splitter und ihr Publikum gut aufgehoben. Die drei Bremer, die sich auch schon in John Peels wachsamem Ohr festsetzten, sind, wie schon ihre überschaubare Haarlänge nahelegt, keine Vertreter unnötigen Zierats. Splitter, denen Loudspeakers teilweise rockige Strukturen völlig abgehen, prügelt rhythmisch voraus und setzt an die passenden Stellen eine Nageldusche von Gitarrensaiten. Daß dann geschrieen wird, ist absolut unvermeidlich. Uschi Steiner Mi, 23. August, MarX, 21 Uhr