■ René Martens hört Sound of Music:
: Nagano nachts, wenn alles schläft (live)

Der Kanbayashi SnowboardPark kommt uns vertraut vor, obwohl wir uns vielleicht noch gewöhnen müssen an die Begriffe, die Andreas Spellig, unser Mann an der Halfpipe, schon im Schlaf aufsagen kann: „Landungskampfrichter“, „Standard Airs“, „Mc Twist Five-Forty“. Was wir ziemlich gut kennen, ist der spezifische Sound der Musik. Wieso Musik? Jeder Halfpiper wählt für seine Kür einen Song aus – die Frauen meistens einen mit und die Männer einen ohne Groove (vielleicht war das auch nur Donnerstag früh so; ich will mit dieser Kolumne ja keineswegs in geschlechterpolitische Debatten eingreifen). Manchmal sind eigenartigerweise auch Stücke darunter, die gar nicht zum Snowboard-Tempo passen, etwa „I'll Be Missing You“ von Puff Daddy oder „Kashmir“ von Led Zeppelin. Während der Übertragung wird immer klarer, daß sich Musik auf Sportanlagen einfach immer gleich anhört: Im Kanbayashi SnowboardPark klingt es so wie auf der Eisbahn bei mir nebenan, wo die Charts rauf- und runterlaufen, oder in meinem Lieblings- Amateurfußballstadion, wo 70er- Jahre-Hits von den Rubettes scheppern. Und so kommt es, daß ich, als die Beinahe-Ballerina Stine Brun Kjeldaas oder der Beinahe- Fußballprofi Daniel Franck über die Halfpipe rocken, etwas ganz anderes vor Augen habe: flirtende 12jährige auf Kufen oder meckernde rotnasige Rentner mit leicht verkohlten Bratwürsten in der Hand.